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Bild: Archiv | Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Julius Kühn

Wahljahr: 1874
Sektion: Botanik
CV Julius Kühn - Deutsch (PDF)
CV Julius Kühn - Englisch (PDF)

Forschung

Julius Kühn war ein deutscher Agrarwissenschaftler. Er gilt als Mitbegründer eines universitären Studiums im Bereich der Landwirtschaft, verfasste Bücher über Tierernährung und Pflanzenbau und setzte sich dafür ein, pflanzenphysiologische Erkenntnisse stärker bei der Vermittlung von Landbauwissen zu berücksichtigen. An Kulturpflanzen führte er oft langjährige Versuche durch, um Erkenntnisse über optimale Düngung, Fruchtfolge und Bodenbearbeitung zu gewinnen. So initiierte er 1878 den Dauerfeldversuch „Ewiger Roggenbau“, der bis heute andauert.

Werdegang

Nach Beendigung der Schule war Julius Kühn in der landwirtschaftlichen Praxis tätig, zunächst als Lehrling, unter anderem im Betrieb seines Vaters, später als Gutsverwalter, zum Beispiel zwischen 1848 und 1855 auf einem Gutshof in Niederschlesien. Bereits zu jener Zeit war er mit Untersuchungen an Kulturpflanzen beschäftigt.
Ab 1855 studierte er an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bonn-Poppelsdorf. Dafür wurde ihm eigens ein zweisemestriges Stipendium in Höhe von 200 Talern gewährt. Dennoch musste er diese Ausbildung aus Geldmangel vorzeitig abbrechen. Im Wintersemester 1856/57 war er als Privatdozent an der Landwirtschaftlichen Akademie im oberschlesischen Proskau tätig. 1857 wurde er an der Universität Leipzig mit einer Arbeit „Über den Brand des Getreides und das Befallen des Rapses und über die Entwicklung des Maisbrandes“ promoviert. Im gleichen Jahr habilitierte er sich an der Landwirtschaftlichen Akademie in Proskau. 1857 wechselte er zurück in die landwirtschaftliche Praxis und wurde Wirtschaftsdirektor des Grafen Egloffstein in der Nähe von Groß Glogau (Niederschlesien).
In den Folgejahren veröffentlichte Kühn mehrere wegweisende Fachbücher: 1858 erschien „Die Krankheiten der Kulturgewächse, ihre Ursachen und ihre Verhütung“, 1861 „Die zweckmäßigste Ernährung des Rindviehes vom wissenschaftlichen und praktischen Gesichtspunkte“. Letzteres wurde mehrfach aufgelegt und erschien auch im Ausland.
Im Frühjahr 1862 folgte Kühn einem Ruf auf eine Ordentliche Professur an die Universität Halle. Dort baute er das landwirtschaftliche Institut auf und legte ein rund 115 Hektar großes Versuchsfeld und eine Versuchsstation an. Außerdem baute er einen Haustiergarten, der den Grundstock für eine Lehrsammlung bildete (später Museum für Haustierkunde). Unter seiner Führung wurde die Universität Halle zur wichtigsten Lehr- und Forschungsstätte in Deutschland. 1863 erhielt Kühn einen Ruf an die Universität Göttingen, den er ebenso ablehnte wie einen weiteren, den er zwei Jahre später von der Universität Hohenheim sowie im Jahr 1869 von der Universität Wien bekam.
Kühn beförderte und standardisierte die universitäre Lehre. Er beschrieb sie als angewandte Naturwissenschaft, die auch betriebswirtschaftliche Aspekte berücksichtigen sollte. Aufgrund des hohen Praxisbezugs der Ausbildung forderte er von den Studienbewerbern den Nachweis einer praktischen Tätigkeit. Über die enge Verbindung von universitärer Forschung und landwirtschaftlicher Praxis sagte er: „Die einseitige Fachbildung führt, wenn nicht zur Verflachung, doch leicht zu einem gemeinen Realismus, der allmählich ein höheres Streben abstumpft, von der wahren Lebensbestimmung ableitet und ein selbstsüchtiges, herzloses, der gewöhnlichen Nützlichkeit, dem bloßen Geldgewinne zugewandtes Wesen gebiert. Das Universitätsstudium dagegen gibt dem Landwirt weitere und höhere Gesichtspunkte.“
1878 startete an der Universität Halle der von Julius Kühn angelegte Dauerfeldversuch „Ewiger Roggenbau“, der bis heute unterhalten wird. Seine Beschäftigung mit dem Pflanzenschutz führte zur Identifizierung von Schädlingen, so etwa im Fall der Rüben-Nematoden. Diese Fadenwürmer beeinträchtigen das Wachstum von Rüben. 1909 wurde Kühn in Halle emeritiert.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Für seine wissenschaftlichen Arbeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Titel Geheimer Regierungsrat (1882), Geheimer Oberregierungsrat (1892), Wirklicher Geheimer Rat (1903) sowie die Goldene Justus-von-Liebig-Medaille (1877), den Roten Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub und Stern, den preußisch-königlichen Kronen-Orden II. Klasse mit Stern, den kaiserlich-österreichischen Franz-Joseph-Orden sowie den kaiserlich-russischen Sankt Stanislaus-Orden mit Stern. Zudem verliehen ihm sein Geburtsort Pulsnitz (1889) und die Stadt Halle (1895) die Ehrenbürgerschaft.
Julius Kühn war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Akademien und Einrichtungen, darunter der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina Halle (1874), Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Paris (1899), Ehrenmitglied der Königlich-Hannoversche Landwirtschafts-Gesellschaft Celle (1864), der Kaiserlich-Königlichen Landwirtschaftsgesellschaft Wien (1888) sowie der Kaiserlichen Landwirtschafts-Gesellschaft Moskau (1893). Er war Ehrendoktor der Universität Krakau (1900).

Person

Julius Kühn wurde am 23. Oktober 1825 in Pulsnitz in der Oberlausitz als Sohn eines Gutsinspektors geboren. Er besuchte zunächst die dortige Grundschule. Obwohl seine Familie durch eine Erkrankung des Vaters in finanziellen Schwierigkeiten steckte, ermöglichte sie dem Sohn eine höhere Bildung: Von 1837 bis 1841 besuchte er die Realschule in Dresden, anschießend die dortige Technische Bildungsanstalt.
1857 heiratete er Anna Gansel. Das Paar bekam zwei Töchter und drei Söhne.
Julius Kühn starb am 14. April 1910 in Halle (Saale).
Seit 1979 verleiht die Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft in Braunschweig den Julius-Kühn-Preis an junge Forschende. Die Universität Halle vergab von 1983 bis 1990 für ausgezeichnete Leistungen die Julius-Kühn-Plakette an Studierende. Zudem wurden dort verdienstvolle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwischen 1980 und 2004 mit der Julius-Kühn-Medaille ausgezeichnet. Das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Quedlinburg trägt seit 2008 den Namen Julius-Kühn-Institut.

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