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Foto: Markus Scholz | Leopoldina
Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2023
Wahljahr: | 2022 |
Sektion: | Humangenetik und Molekulare Medizin |
Stadt: | Mainz |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: mRNA-Therapie, mRNA-Impfstoffe, neurodegenerative Erkrankungen
Katalin Karikó ist eine ungarisch-US-amerikanische Neurowissenschaftlerin und Biochemikerin, die früh das Potenzial von synthetisch hergestellter mRNA für die Therapie immunologischer und onkologischer Erkrankungen sowie die Impfstoffentwicklung erkannt hat. Katalin Karikó hat wesentlich zu der Grundlagenforschung beigetragen, auf die sich die heutige mRNA-Technologie stützt.
Die Biochemikerin suchte nach Wegen, um die durch synthetische mRNA ausgelösten Entzündungsprozesse zu unterbinden, die lange Zeit einer medizinischen Anwendung der mRNA-Technologie im Wege standen. Sie hatte beobachtet, dass die Entzündungsreaktion vermieden werden kann, wenn statt des Nukleosid-Bausteins Uridin das räumlich anders angeordnete Pseudouridin in die mRNA eingebaut wurde. Eingebettet in Nanolipidpartikel, bildet eine so modifizierte mRNA die Basis für die seit Ende 2020 weltweit angewandten mRNA-Impfstoffe, die inzwischen Millionen Menschen gegen das SARS-CoV-2-Virus immunisiert haben. Mit dieser Forschung hat Katalin Karikó die Basis für eine neue Technologie gelegt. Die künftigen Anwendungsmöglichkeiten sind so vielfältig, dass dies derzeit kaum abzuschätzen ist.
Im Fokus der Wissenschaftlerin steht nun die Ausdehnung der mRNA-Technologie auf therapeutische Proteine, um Gewebeverletzungen, vor allem aber um Tumorerkrankungen zu behandeln. Dazu betreibt Katalin Karikó weiterhin Grundlagenforschung, um die mRNA-Technologie auf einer tieferen Ebene zu verstehen.
Seit ihrer Promotion interessiert sich die Biochemikerin auch für die Ursachen neurodegenerativer Erkrankungen, bei denen ein bestimmter Abschnitt des genetischen Codes in der DNA in mehrfacher Wiederholung vorliegt und so zu einer fehlerhaften RNA und schließlich zu neurotoxischen Proteinen führt. Eine mutierte RNA stellt jedoch nicht nur ein defektes Protein her, sie kann auch weitere toxische Effekte ausüben, beispielsweise indem sie die Faltung des Proteins stört, die für die Wirkung eines Proteins entscheidend ist. Diese genetisch determinierten Erkrankungen werden auch als RNA-Toxizitätserkrankungen bezeichnet. Dazu zählen neben Morbus Huntington die Friedreich-Ataxie, die Fragile X Ataxie, einige Bewegungsstörungen des Zentralnervensystems sowie Formen der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS). Das Team um Katalin Karikó erforscht solche fehlerhaften RNA-Protein-Interaktionen mit ihren neurotoxischen Folgen auf molekularer Ebene, um Zielmoleküle für innovative Behandlungsansätze zu identifizieren.
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