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Foto: Kay Herschelmann
Kommissarischer Senator der Sektion Global Health
Wahljahr: | 2010 |
Sektion: | Global Health |
Stadt: | Berlin |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Pandemien, Zoonosen, Antibiotika-resistente Bakterien
Lothar H. Wieler ist Veterinärmediziner und Mikrobiologe. Seine Forschungsschwerpunkte sind Pandemien und Infektionskrankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können, sogenannte Zoonosen. Er beschäftigt sich insbesondere mit Infektionen durch multi-resistente Bakterien und erforscht deren Übertragungsmechanismen und Mikroevolution sowie die krankheitsauslösenden Faktoren und Bekämpfungsstrategien.
Zoonosen werden durch Bakterien, Parasiten, Pilze oder Viren verursacht. Die Krankheitserreger können durch Säugetiere, Zecken und Mücken, aber auch über Milch, Eier, Fleisch oder andere Lebensmittel übertragen werden. Bekannte Zoonosen sind Borreliosen und die Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME), die beide durch Zecken übertragen werden. Aber auch Tollwut, enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC), BSE oder das Ebola-Fieber gehören dazu. Pandemische Viren wie Influenza oder das SARS-CoV sind ebenfalls Zoonose-Erreger und können zum Beispiel durch Wildvögel (Influenza) oder durch Flughunde (SARS-CoV) übertragen werden – die Infektionen bei Tieren und Menschen hängen aufgrund der sich ändernden Lebens- und Verhaltensweisen von Menschen sowie sich ändernder Ökosysteme eng zusammen (One Health).
Mit seiner Arbeit will Lothar H. Wieler aufklären, wie bakterielle Krankheitserreger verschiedene Wirte erfolgreich infizieren können und wie man Pandemien durch Präventionsmaßnahmen besser verhindern kann. Dafür werden mithilfe von molekularen Typisierungsmethoden die Zoonose-Erreger identifiziert und ihre Mikroevolution entschlüsselt. Mit Genomsequenz-Analysen, in-vitro-Verfahren und Tierinfektionsmodellen im natürlichen Wirt (Huhn, Schwein) werden Faktoren identifiziert, die eine erfolgreiche Infektion im jeweiligen Wirt ermöglichen und zur Ausbildung von Resistenzen beitragen. Ziel ist es, mögliche Ausbrüche schneller erkennen zu können und prophylaktische Interventionsstrategien zu entwickeln.
Eine besondere Herausforderung für Lothar H. Wieler und sein Team ist die zunehmende Resistenz vieler Krankheitserreger. Bakterien reagieren nicht mehr auf Antibiotika, Viren nicht mehr auf Virostatika, die Erreger entwickeln immer neue Resistenzmechanismen. Diese wollen er und seine Kollegen und Kolleginnen erkennen und verstehen. Dafür züchten sie Erreger, manipulieren diese gentechnisch und untersuchen schließlich, wie sich Erreger und Medikament im natürlichen Wirt (Huhn, Schwein) vermehren und verhalten. Durch die wachsende Bevölkerungszahl und die zunehmende Mobilität von Menschen und Waren verbreiten sich Zoonosen immer schneller, Erreger werden eingeschleppt und übertragen, bevor sich eine Immunität ausbildet. Die Erforschung von Zoonosen und Präventionsmaßnahmen gewinnt daher immer mehr an Bedeutung.
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