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Wahljahr: | 2011 |
Sektion: | Kulturwissenschaften |
Stadt: | Berlin |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: antike Bildniskunst, Ikonographie, Klassische Archäologie, archäologische Sammlungen, Laokoon-Gruppe, Theatralische Gattungen
Im Fokus der Forschung von Luca Giuliani steht das Verhältnis von Bildern und Texten sowie Formen und Funktionen antiker Bildniskunst und Ikonographie. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Geschichte der Klassischen Archäologie und der archäologischen Sammlungen als Schlüssel zum Verständnis gegenwärtiger Probleme.
Jedes Bildmedium verfügt über ein breites, aber begrenztes Repertoire an Formen, Chiffren und Formeln. Diese werden nach bestimmten Regeln kombiniert. Diese Regelsystem gilt es zu erkennen: Zunächst in seiner synchronen Struktur, dann in seinen fließenden Veränderungen. Luca Giuliani erforscht zum Beispiel nach welchen Vorlagen sich ergänzende Bildhauer gerichtet haben, welchen Regeln sie dabei gefolgt sind. Ergänzende Bildhauer haben antike Statuen „vervollständigt“, sie haben fehlende Arme, Beine, Nasen rekonstruiert – und über die Statuen unser Bild der Antike geprägt. Sie haben sich bei ihren Arbeiten offenbar stark an einzelnen, berühmten antiken Werken oder der zeitgenössischen Kunst orientiert und weniger an den Schriften der Antiquare.
Anhand der berühmten Laokoon-Gruppe im vatikanischen Belvedere-Hof erforscht Giuliani mit Kollegen zum Beispiel ganz konkret den Prozess und die Wirkung solcher Ergänzungen. Die Laokoon-Gruppe galt schon in der Antike als „Meisterwerk“, überdauert haben allerdings nur Fragmente, die dann im 16. Jahrhundert zusammengefügt und ergänzt wurden. Giuliani will wissen, von welcher antiken Substanz die ergänzenden Bildhauer damals ausgegangen sind, vor welchen Problemen sie bei ihren Arbeiten standen und wie diese gelöst wurden. Es geht aber auch um Aspekte der Wahrnehmung: Was empfindet ein Betrachter als spezifisch „antik“, welche Kriterien spielen dabei eine Rolle, werden die Ergänzungen als solche erkannt und welches Bild der Antike entsteht dadurch? Es geht um die übergeordnete Frage nach der transformierenden Genese eines kanonischen Werks, das unsere Vorstellung von „Antike“ nachdrücklich geprägt hat.
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