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Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2014
Wahljahr: | 2016 |
Sektion: | Organismische und Evolutionäre Biologie |
Stadt: | Trondheim |
Land: | Norwegen |
Forschungsschwerpunkte: Neurowissenschaften, Mechanismus der räumlichen Orientierung, natürliches Navigationssystem, Gitterzellen (Grid-Zellen), Speedzellen, Alzheimer-Forschung
May-Britt Moser ist Neurowissenschaftlerin. Sie wurde bekannt durch ihre Arbeiten zur räumlichen Orientierung und zum räumlichen Gedächtnis. Gemeinsam mit Edvard Moser entdeckte sie im Gehirn einen Zelltyp (Grid-Zellen), der eine genaue Orientierung im Raum ermöglicht. Hierdurch konnte zum ersten Mal eine Denkleistung auf neuronaler Ebene nachgewiesen werden. Für die Entdeckung der Grid-Zellen erhielten May-Britt Moser und Edvard Moser 2014 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin, gemeinsam mit John O‘Keefe.
May-Britt Moser erforscht rechnerische und informationsverarbeitende Prozesse im Gehirn und das sich daraus ableitende kognitive Verhalten. Der Schwerpunkt ihrer Forschung liegt dabei auf der Orientierung im Raum. Gemeinsam mit Edvard Moser entdeckte sie im Gehirn von Ratten bisher unbekannte Nervenzellen, die sogenannten Grid-Zellen (Gitter- oder Rasterzellen). Die Grid-Zellen arbeiten wie ein inneres Navigationssystem. Sie legen ein virtuelles Koordinatengitter von Sechsecken über die wahrgenommene Umgebung und berechnen mithilfe dieses Rasters kann das Gehirn die Position im Raum berechnen. Das Forscherpaar konnte damit zum ersten Mal eine Denkleistung auf neuronaler Ebene nachweisen. In weiteren Arbeiten identifizierten sie auch sogenannte Grenzzellen. Diese werden aktiv, wenn sich die Tiere Hindernissen und Wänden nähern.
May-Britt und Edvard Moser haben damit wesentliche Grundlagen des Orientierungssystems bei Nagetieren aufgeklärt. Die von ihnen entdeckten Gitter- und Grenzzellen sind in ein Zusammenspiel weiterer Zellen eingebunden. Dazu gehören Kopfrichtungszellen (Head Direction Cells), als eine Art Kompass, und Ortszellen (Place Cells), die Signale abfeuern, wenn das Tier an bekannten Stellen und Wegmarken vorbeikommt. Zusammen erstellen die verschiedenen Zelltypen vermutlich eine Art Landkarte der räumlichen Umgebung. In jüngeren Arbeiten hat das Forscherpaar auch Zellen entdeckt, die die Laufgeschwindigkeit anzeigen, sogenannte Speedzellen. Sie untersuchten dafür die Gehirnaktivität von Ratten bei unterschiedlicher Laufgeschwindigkeit. Mit zunehmender Geschwindigkeit werden die Speedzellen aktiver.
Für die Entdeckung der Grid-Zellen erhielten May-Britt und Edvard Moser 2014 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Sie teilen sich die Auszeichnung mit dem britisch-US-amerikanischen Neurowissenschaftler John O‘Keefe, der Ortszellen des Gehirns identifiziert hat. Die Forschungsergebnisse von May-Britt und Edvard Moser könnten die Alzheimer-Forschung voranbringen, denn die Hirnareale zur Orientierung sind die ersten, die von Alzheimer betroffen sind.
Eine bemerkenswerte Erkenntnis der letzten Jahre ist die Entdeckung eines Signals für „episodische Zeit“ im lateralen entorhinalen Kortex (LED), einer Schwesterregion des medialen entorhinalen Kortex (MEC) für die räumliche Kodierung. LEC markiert die Zeit zwischen dem Signal und der tatsächlichen Erfahrung einer Botschaft, die als Episode bezeichnet wird. Bisher wurde angenommen, dass vor allem räumliche Informationen von den Gitterzellen im MEC an die Ortszellen im Hippocampus gesendet werden. Jetzt konnte duurch May-Britt Moser gezeigt werden, dass hauptsächlich das präzise Timing der neuronalen Aktivitäten im Hippocampus von Signalen aus dem MEC abhängt.
Diese Erkenntnisse über das interne Navigationssystem werfen ein neues Licht auf neurologische Erkrankungen, bei denen die genaue zeitliche Abstimmung der Nervenaktivitäten gestört ist, wie bei Alzheimer-Demenz, Schizophrenie oder nach einem Schlaganfall und Verletzungen des Gehirns.
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