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Foto: privat

Prof. Dr.

Michela Massimi

Wahljahr: 2023
Sektion: Wissenschaftsphilosophie
CV Michela Massimi - Deutsch (PDF)
CV Michela Massimi - Englisch (PDF)

Forschung

Forschungsschwerpunkte: Natur der wissenschaftlichen Erkenntnis, Pluralismus und Perspektivität in der wissenschaftlichen Praxis Wissenschaftspolitik, Recht auf Wissenschaft, kulturelle Rechte, lokales Wissen, Meerespolitik

Michela Massimi ist eine italienisch-britische Wissenschaftstheoretikerin, die sich mit der Philosophie und Geschichte der Naturwissenschaften befasst. Ihr Forschungsinteresse ist auf grundsätzliche Fragen gerichtet: Was ist das Wesen wissenschaftlicher Erkenntnis? Welche Rolle kommt Pluralismus und Perspektivität in der wissenschaftlichen Praxis zu? Welchen Wert hat lokales Wissen? Und können in der Wissenschaft gerechte Organisations- und Steuerungsstrukturen sichergestellt werden? Ausgehend von diesen fundamentalen Fragen sind die Themenbereiche, zu denen sie arbeitet, vielfältig angelegt. Das Spektrum reicht von der Philosophie der Teilchenphysik und Kosmologie bis hin zu philosophischen Überlegungen, die sich in jüngerer Zeit im Kontext des Rechts auf Forschung und internationaler Meerespolitik stellen.

Mit ihren philosophischen Studien und ihrer jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit Forschenden (von der Teilchenphysik bis zur Kosmologie, in jüngster Zeit von der Kernphysik bis zu den Meereswissenschaften) hat Michela Massimi sich bemüht, Philosophie und Naturwissenschaften in einen Dialog zu bringen. Zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Arbeit forschte sie über Immanuel Kants Naturphilosophie und den Einfluss der kantischen Tradition auf die moderne Physik, insbesondere auf die philosophischen Diskussionen, die Physiker wie Albert Einstein, Max Born und Niels Bohr zu Beginn des 20. Jahrhunderts führten. Die Frage nach der Wechselwirkung zwischen der Realität und den Naturwissenschaften, die die Begründer der Quantenphysik interessierte, beschäftigt Michela Massimi auch heute noch: Wie ist wissenschaftliche Erkenntnis zu denken? Was ist die Natur der physikalischen Realität? Oder, in der kantischen Tradition gefragt, wie sind physikalische Phänomene zu denken, die Gegenstand wissenschaftlicher Erkenntnis sind?

Derartigen interdisziplinären Debatten, deren Wert Michela Massimi heutzutage für unterschätzt hält, misst sie eine hohe Bedeutung zu. Aus ihrer Sicht tendieren Forschende häufig dazu, sich auf immer enger definierte Fachgebiete zu konzentrieren. Zugleich werde aus der Forschung ein klar definierter Nutzen für eine bestimmte Gruppe von Menschen erwartet. Demgegenüber befasst sich Michela Massimi systematisch mit einem breiten Spektrum grundlegender Fragen über das Wesen der Wissenschaft und des wissenschaftlichen Wissens als Teil der Kulturgeschichte und als wesentliches Merkmal der Menschheit.

Mit dem „perspektivischen Realismus“ hat Michela Massimi in diesem Kontext eine neue philosophische Position ausgearbeitet. In dieser werden Fragen über die Zuverlässigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse und die Natur der physischen Realität wieder neu aus der menschlichen Perspektive heraus betrachtet werden. Wissenschaftliches Wissen, so Massimi, ist durch und durch perspektivisch: Es ist das Produkt unzähliger epistemischer Gemeinschaften, die historisch und kulturell bedingt sind. Massimi sieht diesen Pluralismus und diese Perspektivität als Triebfeder einer vertrauenswürdigen Wissenschaft.

Neben diesen grundlegenden Fragen der Philosophie befasst sich Michela Massimi mit Wissenschaftspolitik und globaler Governance. Gemeinsam mit Akteuren aus den Bereichen Meeresforschung, internationales Recht und Politikgestaltung untersucht sie epistemische Ungerechtigkeiten der Meeresforschung und mögliche Wege zu einer inklusiveren und gerechteren Global Ocean Governance. Konkret geht es dabei um die faire Nutzung der Ressourcen der Ozeane, der Zugang zu Kapazitäten, Technologietransfer, Zugang und Vorteilsausgleich.

In Summe sieht Michela Massimi solche Projekte als integralen Bestandteil einer besseren Umsetzung des Menschenrechts auf Wissenschaft (Artikel 27 der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen). Dieses Recht, dessen Verhältnis zu kulturellen Rechten und zu allgemeineren Fragen über epistemische Ungerechtigkeiten, Pluralismus und Perspektivität in der Wissenschaft steht aktuelle im Fokus von Michela Massimi.

Werdegang

  • seit 2015 Professorin für Wissenschaftstheorie, School of Philosophy, Psychology and Language Sciences, University of Edinburgh, Edinburgh, UK
  • 2012-2015 Senior Dozentin für Wissenschaftstheorie, School of Philosophy, Psychology and Language Sciences, University of Edinburgh, Edinburgh, UK
  • 2009-2012 Senior Dozentin für Geschichte und Philosophie der Wissenschaft, Department of Science and Technology Studies, University College London (UCL), London, UK
  • 2009 Gastprofessorin, Department of History and Philosophy of Science, University of Pittsburgh, Pittsburgh, USA
  • 2005-2008 Dozentin für Geschichte und Philosophie der Wissenschaft, Department of Science and Technology Studies, UCL, London, UK
  • 2002-2005 Junior Forschungsstipendiatin, Girton College, University of Cambridge, Cambridge, UK
  • 1998-2002 PhD, London School of Economics and Political Science (LSE), London, UK
  • 1993-1997 Bachelor (Laurea) in Philosophie, Sapienza Universitá di Roma, Rom, Italien

Funktionen

  • 2023-2024 Präsidentin, Philosophy of Science Association (PSA)
  • seit 2022 Mitglied, Ausschuss, The Analysis Trust, UK
  • 2020-2021 Mitglied, Redaktioneller Beirat, Philosophy of Science
  • 2019-2022 Fachredakteurin für Wissenschaftstheorie, Routledge Encyclopaedia of Philosophy
  • 2015-2019 Vizepräsidentin, European Philosophy of Science Association (EPSA)
  • seit 2015 Mitglied, Editorial Advisory Board, The Philosophical Quarterly
  • 2012-2015 Gewähltes Mitglied, Governing Board, PSA
  • 2011-2016 Chefredakteurin, The British Journal for the Philosophy of Science

Projekte

  • 2023-2025 Leiterin, Network Award „Ocean and Us“, Royal Society of Edinburgh (RSE), UK
  • 2021-2022 Leiterin, RSE Saltire Workshop Award „Scientific Knowledge Across Jurisdictions“, RSE, UK
  • 2016-2021 Principal Investigator, Consolidator Grant „Perspectival Realism“, European Research Council (ERC)
  • 2012-2015 Leiterin, International Research Network „Kant and the laws of nature“, Leverhulme Trust, London, UK

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

  • 2023 Mitglied, Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
  • 2023 Lakatos Award für die Monografie „Perspectival Realism“, LSE, London, UK sowie Latsis International Foundation, Genf, Schweiz
  • seit 2019 Gewähltes Mitglied, Academia Europaea
  • seit 2019 Gewähltes Mitglied, Royal Astronomical Society, UK
  • seit 2018 Gewähltes Mitglied, RSE, UK
  • 2017 Wilkins-Bernal-Medawar Medal and Lecture, Royal Society, UK

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