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Wahljahr: | 2017 |
Sektion: | Psychologie und Kognitionswissenschaften |
Stadt: | Budapest |
Land: | Ungarn |
Forschungsschwerpunkte: Kognitionswissenschaften, soziale Interaktion, gemeinsame Handlungskompetenz, Teamwork in Sport und Musik
Natalie Sebanz ist eine österreichische Kognitionswissenschaftlerin. Ihr Forschungsschwerpunkt sind die geistigen und körperlichen Grundlagen sozialer Interaktion: Sie interessiert sich dafür, wie Menschen zusammen mit anderen erstaunliche Leistungen vollbringen können. Die Fragen, die damit verbunden sind, beantwortet sie mit einer Mischung aus Verhaltensstudien, Untersuchungen der Gehirnaktivität und physiologischen Messungen.
Teamwork ist für Natalie Sebanz eine wichtige Grundlage aller menschlichen Gesellschaften – und ein Schlüssel zum Fortschritt. Ob es darum geht, sich die Hände zu schütteln oder ein Haus zu bauen, zu tanzen oder eine medizinische Operation durchzuführen: Wenn sich die Beteiligten nicht untereinander abstimmen, kann nichts davon funktionieren. Menschliche Gehirne sind entsprechend darauf ausgelegt, andere zu verstehen und mit ihnen zu kooperieren. Dabei müssen sie gleich mehrere komplexe Leistungen vollbringen.
Eine Voraussetzung für ein funktionierendes Teamwork ist zum Beispiel, sich gedanklich nicht nur mit sich selbst zu beschäftigen. Es gilt, auch die nötigen Aktionen der Kooperationspartnerinnen und -partner zu kennen und in die eigenen Pläne zu integrieren. Entscheidend ist außerdem, dass alle Beteiligten ihre Aktionen zeitlich und räumlich aufeinander abstimmen. Natalie Sebanz untersucht, wie das alles vor sich geht.
Analysiert hat die Forscherin solche Prozesse zum Beispiel bei Sportteams. Deren Mitglieder nutzen offenbar eine Vielzahl von Mechanismen, um ihre Handlungen zu koordinieren. Entscheidend ist dabei, dass sie sich auf die Interaktion untereinander verlassen und sich nicht zu sehr auf ihre eigene Bewegung konzentrieren. Beim Synchronspringen helfen zum Beispiel mentale Bilder, um die Bewegungsabläufe eng aufeinander abzustimmen. Sebanz konnte außerdem zeigen, dass eine hochkoordinierte Aktivität das Engagement der Teilnehmenden steigert. Je mehr Teammitglieder aufeinander angewiesen sind, desto mehr setzen sie sich für die Mannschaft ein. Sie schätzen das Wohl der Gruppe mehr als ihren individuellen Beitrag.
Als weiteres Modell für kooperatives Handeln untersucht Natalie Sebanz die Erfolgsrezepte beim gemeinsamen Musizieren. Damit ein Stück einigermaßen harmonisch klingt, erfordert auch das ein hohes Maß an Koordination. Normalerweise sind dazu viele gemeinsame Proben nötig. Natalie Sebanz und ihr Team aber haben eine App entwickelt, die das musikalische Lernen künftig neu gestalten könnte. Damit können Musikerinnen und Musiker ihre Fähigkeiten zum gemeinsamen Spielen individuell trainieren – mithilfe eines virtuell programmierten Gegenübers.
Auch in anderen Bereichen stoßen die Erkenntnisse von Natalie Sebanz neue Türen auf, beispielsweise bei den Mechanismen des gemeinsamen Lernens: Wenn Menschen zusammen ein Projekt angehen, werden sie im Laufe der Kooperation immer besser. Die Forscherin untersucht, wie das gemeinsame Handeln das Gedächtnis und das individuelle Lernen beeinflusst.
Ihre Erkenntnisse können dabei helfen, autonome Roboter zu entwickeln, die mit Menschen kooperieren sollen. Ebenso lassen sich auch neue soziale Trainingsformen entwickeln, die etwa Menschen mit Autismus helfen könnten.
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