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Zweitmitgliedschaft in der Sektion Humangenetik und Molekulare Medizin
Wahljahr: | 2021 |
Sektion: | Genetik/Molekularbiologie und Zellbiologie |
Stadt: | Cambridge |
Land: | USA |
Forschungsschwerpunkte: Entwicklung von Krebsmedikamenten, Tumorimmunologie, Zellbiologie, Protein-Engineering, therapeutische Antikörper
Patrick Alexander Baeuerle ist Biologe und forscht auf dem Gebiet der angewandten Immunologie. Sein Schwerpunkt ist die Entwicklung von immun-basierten Krebsmedikamenten. Seit über 20 Jahren befasst er sich mit der Entwicklung neuartiger Krebstherapien auf Grundlage von Antikörpern, Fusionsproteinen, Zytokinen und genveränderten Immunzellen. Diese Arbeiten führten zur weltweiten Zulassung des Leukämie-Arzneimittels Blincyto sowie zur Gründung von insgesamt sieben Biotechnologie-Unternehmen in den USA und Deutschland mit derzeit über zehn klinischen Programmen mit neuartigen Krebstherapien.
Blincyto ist ein sogenannter bispezifischer Antikörper, der die T-Immunzellen von Krebserkrankten kurzfristig mit Krebszellen verbindet und so deren Eliminierung einleitet. Allen von Patrick Baeuerle mitentwickelten Krebstherapien ist gemeinsam, dass sie die Immunzellen von Patientinnen und Patienten gegen deren Krebszellen aktivieren und dafür neuartige Proteine benutzen, die durch rekombinante Methoden maßgeschneidert wurden.
Erste Forschungsarbeiten von Baeuerle befassten sich mit der Vermittlung pathogener Signale von der Zellmembran in den Zellkern. Eine zentrale Rolle nimmt hierbei der induzierbare Transkriptionsfaktor NF-kappaB ein. Dieser wird durch verschiedene pathogene Stimuli bei einer Vielzahl von Erkrankungen aktiviert und leitet die Expression von Abwehrgenen und Immunsignalproteinen ein. Seine Forschungsarbeiten haben zur Entdeckung neuer Untereinheiten von NF-kappaB gefuehrt (I-kappaB und p65/RelA) sowie den kanonischen Aktivierungsmechanismus von NF-kappaB aufgeklaert, dem der Abbau der inhibitorischen Untereinheit I-kappaB durch das Ubiquitinsystem zugrunde liegt.
Seit 1998 entwickelt Patrick Baeuerle neuartige Krebsmedikamente vor allem in Biotechunternehmen in den USA. Als Forschungsleiter von Micromet oblag ihm die Entwicklung des bispezifischen Antikörpers Blinatumomab, der 2014 in den USA und 2015 in Europa als Leukämietherapeutikum „Blincyto“ zugelassen wurde. Blinatumomab ist nicht nur der erste, sondern war bis vor kurzem auch einzige zugelassene Antikörper seiner Art, der mit Hilfe der T-Immunzellen der Patientin bzw. des Patienten deren bzw. dessen Krebszellen eliminieren kann. Zahlreiche weitere Krebsmedikamente, die Baeuerle mitentwickelte, befinden sich derzeit in der klinischen Erprobung. So werden beispielsweise derzeit bei Mesotheliom-Patientinnen und
-Patienten T-Zellen getestet, die mit einem synthetischen TRuC-Rezeptor genverändert wurden. Für Patientinnen und Patienten mit anderen Krebserkrankungen wird die nächste Generation von bispezifischen Antikörpern entwickelt, die erst nach ihrem Eindringen in den Tumor aktiviert werden. In der präklinischen Forschung befinden sich unter anderem neuartige Zytokinfusionsproteine, die die Interleukine-2 und -12 miteinander verbinden. Viele der Krebstherapien wurden von Patrick Baeuerle mit erfunden und versprechen bei erhöhter Wirksamkeit zugleich auch besser verträglich zu sein.
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