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Foto: Katrina Friese | JLU
Wahljahr: | 2013 |
Sektion: | Chemie |
Stadt: | Gießen |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Physikalisch-organische Chemie, Tunnelkontrolle, Quantenmechanik, Nanodiamanten, Diamantoide, Organokatalyse
Peter R. Schreiner ist organischer Chemiker. Er ist maßgeblich an der Entdeckung einer neuen Steuerungskraft chemischer Reaktionen beteiligt: der Tunnelkontrolle. Mit seiner Arbeit hat er das Gebiet nanometergroßer Diamanten erschlossen und diese Materialien für Anwendungen zugänglich gemacht. Als einer der Ersten hat er das Konzept der Thioharnstoff-Organokatalyse eingeführt, die Grundlage für eine nachhaltige Chemie ist.
Peter R. Schreiner hat das Konzept der Tunnelkontrolle chemischer Reaktionen entdeckt und definiert. Bis zu diesem Durchbruch war bekannt, dass chemische Reaktionen in Richtung der geringsten Barriere (kinetische Kontrolle) oder in Richtung der energetisch günstigsten Reaktion (thermodynamische Kontrolle) laufen. Schreiner konnte das Konzept der Tunnelkontrolle nachweisen, bei dem Materie von A nach B transportiert wird – ganz gleich, welche Barrieren dazwischen liegen, sofern diese nur räumlich schmal sind. So wurde zum Beispiel in einer Versuchsanordnung mit dem Molekül Methylhydroxycarben eine thermische Reaktion bei Temperaturen nahe des Nullpunkts ausgeschlossen. Trotzdem bildete sich das Produkt mit der höchsten und zugleich aber schmalsten Barriere, was mit einer thermischen Reaktion unvereinbar ist. Die Beschreibung dieses neuen Mechanismus‘ führte zur Etablierung der Tunnelkontrolle als drittem Paradigma neben kinetischer und thermodynamischer Kontrolle chemischer Reaktionen. Nachfolgend untersuchte Schreiner die Grundlagen von Tunneleffekten und konnte ihr weit verbreitetes Auftreten in einer Vielzahl chemischer Reaktionen aufzeigen.
In weiteren Arbeiten hat Peter R. Schreiner das Gebiet der Nanodiamanten, auch Diamantoide genannt, erschlossen. Nanodiamanten kommen in Erdöl und Erdgas vor und sind mit bloßem Auge nicht sichtbar. Sie haben jedoch für viele Gebiete interessante Eigenschaften: Sie sind hart, unempfindlich gegen Strahlung und leiten Wärme gut. Schreiner hat Technologien entwickelt, mit denen Nanodiamanten und ihre Eigenschaften genutzt werden können. Er bringt chemische Haftstellen an, wodurch sie als harte Beschichtung aufgetragen werden können. In Verbindung mit bestimmten Molekülen werden sie als Katalysatoren in der Industrie, als Bauteile in der Nachrichtentechnik oder als Arzneimittel gegen Alzheimer eingesetzt.
Schreiner gehörte zu den Ersten, die das Konzept der Organokatalyse einführten, insbesondere die Verwendung von {Thio-)Harnstoffen als Katalysatoren. Hierbei werden metallhaltige Katalysatoren durch kleine, ungiftige organische Moleküle ersetzt, die Reaktionen enorm beschleunigen. Das Verfahren ist ressourcenschonend, da keine Metalle eingesetzt werden und Moleküle benutzt werden, die leicht herzustellen sind und der Umwelt nicht schaden. Dies befördert eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Chemie.
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