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Bild: Archiv | Leopoldina

Richard von Volkmann

Wahljahr: 1880
Sektion: Chirurgie
CV Richard von Volkmann - Deutsch (PDF)

Forschung

Richard von Volkmann war ein deutscher Mediziner und Schriftsteller. Als Autor nutzte er das Pseudonym Richard Leander, auch Richard von Volkmann-Leander. Er entwickelte neue Methoden zur Resektion von Gelenken, zur Operation komplizierter Brüche sowie zur Chirurgie und Orthopädie der Wirbelsäule und der Extremitäten. Als erster deutscher Mediziner nutzte er die zuvor vom britischen Mediziner Joseph Lister entwickelte antiseptische Wundbehandlung mit Karbol und setzte sie europaweit durch. Dadurch stiegen die Überlebensraten nach Operationen sprunghaft an. Außerdem wurde die Bauchchirurgie ermöglicht. So entwickelte von Volkmann selbst Verfahren zur Operation von Mastdarmkrebs. Ferner lieferte er Arbeiten zur Gaumenspalte, zur Erkrankung Lupus, zu Klump- und Plattfuß, Amputationen sowie Blasen- und Harnsteinen und zur Resektion von Hüftgelenken. Außerdem beschäftigte er sich mit Kriegsverletzungen.

Er führte Neuerungen in die chirurgische Arbeit ein. Nach ihm sind die scharfen, verzinkten Volkmann-Wundhaken benannt. Ferner der Volkmann-Löffel, ein chirurgisches Handinstrument zum Abkratzen von Gewebe-Wucherungen, die Volkmann-Schiene, eine Beinschiene aus Blech, das Volkmannsche Gehbänkchen, eine Frühform des heutigen Rollators, die als Krückenersatz diente. Außerdem trägt das Volkmann-Dreieck, eine Form des Knöchelbruchs, seinen Namen.

Werdegang

Richard von Volkmann studierte von 1850 bis 1854 an den Universitäten Halle, Gießen und Berlin. Er wurde am 26. August 1854 an der Universität Berlin zum Dr. med. promoviert. Im Anschluss erhielt er eine Stelle als Assistent in der Chirurgischen Klinik der Universität Halle. Dort habilitierte er sich 1857 mit einer Arbeit zum Thema „Bemerkungen über einige vom Krebs zu trennende Geschwülste“.

Als sein Chef Ernst Blasius, der Leiter der halleschen Universitätsklinik, für längere Zeit erkrankte, übernahm Volkmann die Leitung der Klinik. Nach Blasius’ Rückkehr kam es zu Spannungen, so dass Volkmann die Klinik verließ und sich stattdessen in Halle als Chirurg niederließ. 1863 kehrte er an die Universität zurück und war zunächst als Außerordentlicher Professor tätig. Seine Arbeit wurde durch den Militärdienst unterbrochen, den er im preußisch-österreichischen Krieg leisten musste. Während dieser Zeit leitete er ein Lazarett in Trautenau in Böhmen. 1867 wurde er Ordinarius für Chirurgie an der Universität Halle. Zudem wurde ihm die Leitung der chirurgischen Klinik übertragen. Auch während des deutsch-französischen Krieges 1870/71, in dem er als Generalarzt eingesetzt wurde, musste von Volkmann seine Arbeit in Halle unterbrechen.

Von Volkmann erhielt mehrfach Rufe an andere Universitäten, darunter nach Berlin, Erlangen, Breslau, Heidelberg und Würzburg. Er lehnte sie alle ab, wohl nicht zuletzt deshalb, weil er einen Neubau der chirurgischen Klinik an der Universität Halle selbst konzipiert hatte. Dieser Bau war dringend notwendig und wurde 1879 eingeweiht und später nach von Volkmanns Vorstellungen eingerichtet. 1878 wurde er zum Rektor der Universität Halle gewählt.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Für seine Leistungen wurde Richard von Volkmann zahlreich geehrt, darunter mit dem Roten Adler-Orden 3. Klasse, dem Preußischen Kronen-Orden 2. Klasse, Kommendeur II. Klasse des anhaltischen Hausordens Albrecht des Bären, Kommandeur des Gustav-Wasa-Ordens. Außerdem war er Ehrenmitglied der Sicieté Royale Belgique und Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (1880). Darüber hinaus wurde er 1885 geadelt und 1877 zum Geheimen Medizinalrat ernannt. 1882 verlieh ihm die Stadt Halle die Ehrenbürgerwürde.

Zur Person

Richard Volkmann wurde am 17. August 1830 in Leipzig als Sohn des Professors für Physiologie, Alfred Wilhelm Volkmann, und seiner Frau Adele, geborene Haertel, in Leipzig geboren. Er war das zweite von zwölf Kindern. Er besuchte von 1845 bis 1851 die königlich-sächsische Landesschule in Grimma. Eigentlich wollte Volkmann etwas Musisches studieren, folgte jedoch dem Wunsch seines Vaters nach einem Medizinstudium.

Er heiratete seine Frau Anne. Das Paar bekam elf Kinder. Sein Sohn ist der 1860 in Halle geborene Illustrator und Landschaftsmaler Hans Richard von Volkmann.

Später wurde er unter dem Pseudonym Richard von Volkmann-Leander als Autor der Märchensammlung „Träumereien an französischen Kaminen“ berühmt, die mehr als 300 Auflagen erlebte und in viele Sprachen übersetzt wurde. Die 22 Märchen sind letztlich ein Ergebnis des deutsch-französischen Krieges, in dem von Volkmann zwischen 1866 und 1870 diente. Nachdem er tagsüber Kriegsverletzte behandelte, traf er an den Abenden deutsche Besatzungssoldaten, die in den verlassenen Schlössern an der Loire saßen und von Volkmanns Geschichten zuhörten.  Zugleich schickte er die Erzählungen auf Postkarten an seine Frau und seine Kinder in Halle. 1871 wurde die erste Auflage der Märchensammlung unter dem Pseudonym Richard Leander gedruckt. Von Volkmann widmete sie seiner Frau Anne.
Richard von Volkmann starb am 28. November 1889 in Jena. Einer seiner ehemaligen Patienten erfuhr von seinem Tod aus einem Artikel in der New York Times. Daraufhin wandte er sich mit der Bitte an Halles Bürgermeister, ein Denkmal für von Volkmann zu errichten. Zugleich legte er einen Scheck über 5.000 Mark bei. Den Auftrag zur Ausführung erhielt der in Rom lebende Bildhauer Artur Volkmann, ein Cousin von Volkmanns. Das Denkmal wurde 1894 in Halle vor dem Gebäude der Chirurgischen Klinik der Universität aufgestellt und 2002 aus Spenden saniert.

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