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Foto: Dietze | HIPS
Wahljahr: | 2016 |
Sektion: | Mikrobiologie und Immunologie |
Stadt: | Saarbrücken |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Arzneimittelforschung, Entwicklung neuer Antibiotika, biologisch aktive Naturstoffe, Myxobakterien
Rolf Müller ist Pharmazeut und Naturstoffforscher. Im Zentrum seiner Arbeit steht die Erforschung neuer antibakterieller Wirkstoffe aus Mikroorganismen, sogenannte Naturstoffe. Ziel ist es Leitsubstanzen zu ermitteln, die zur Entwicklung neuer Therapeutika gegen (multi-)resistente Krankheitserreger eingesetzt werden können. Müller hat mit seinen Arbeiten einen wichtigen Beitrag zur pharmazeutischen Forschung geleistet.
Der Forschungsschwerpunkt von Rolf Müller liegt im Bereich antimikrobieller Substanzen. In Zeiten zunehmend auftretender Resistenzen suchen Müller und sein Team Naturstoffe, sogenannte Sekundärmetabolite, die natürlicherweise von Mikroben, Pflanzen und Pilzen hergestellt werden. Er konzentriert sich dabei auf Naturstoffe, die als vielversprechende Quelle für Leitsubstanzen zur Entwicklung neuer Therapeutika dienen. Diese können verschiedenste Wirkungen haben und zum Beispiel als Antibiotika, Krebsmedikamente, Cholesterin-Senker, Immunsuppressiva, Antiparasitika oder Diabetesmedikamente eingesetzt werden. Neben der Entdeckung antimikrobieller Naturstoffe steht die biotechnologische Verbesserung und Produktion dieser Substanzen im Zentrum seiner pharmazeutischen Forschung.
Zu den wichtigsten Produzenten von Naturstoffen gehören im Erdboden lebende Myxobakterien. In diesen sucht Müller neue Wirkstoffe mit dem Ziel, neue Antibiotika gegen Krankheitserreger zu entwickeln. Die Zunahme von gegenüber gängigen Antibiotika (multi-)resistenten Krankheitserregern und das gleichzeitige Fehlen neuer Antibiotika geben dieser Arbeit eine besondere Bedeutung.
Rolf Müller analysiert mit seinem Team sowohl die molekularen Mechanismen der Wirkstoffproduktion als auch die Mechanismen der Wirkung. Das Myxobakterium Sorangium cellulosum kann eine Vielzahl von Naturstoffen herstellen, was Anlass zur intensiven Erforschung seines umfangreichen Erbmaterials gibt. Müller und Kollegen ist es gelungen, das Genom dieses Bakteriums zu entschlüsseln. Es ist das größte bislang bekannte Bakteriengenom.
Eine weitere von Müller und seinem Team entdeckte vielversprechende Naturstoffgruppe aus Myxobakterien sind die Cystobactamide. Diese zeigen gegenüber Gram-positiven und Gram-negativen Bakterien starke wachstumshemmende Wirkung und weisen keine Kreuzresistenzen mit gängigen Antibiotika auf. Eine aus den Cystobactamiden abgeleitete Leitstruktur befindet sich mittlerweile in der späten präklinischen Phase und zeigt in Tiermodellen bakterieller Infektionen sehr gute Wirksamkeit.
Müller widmet sich auch der Tuberkulose, einer Erkrankung, an der jährlich ca. 1,5 Millionen Menschen weltweit sterben. Der Tuberkuloseerreger (Mycobacterium tuberculosis) lässt sich mit den bisherigen Medikamenten kaum noch bekämpfen. Viele Patienten leiden unter einer Infektion mit mehrfach resistenten TB-Erregern („Multidrug-resistant TB“). Zusammen mit anderen Forschenden hat Müller einen bereits in den 60er Jahren entdeckten vielversprechenden Naturstoff, Griselimycin, untersucht, dessen Wirkmechanismus aufgeklärt und den Mutterstoff optimiert.
Weiterhin ist Müller an der Entwicklung des Naturstoffes Corallopyronin A, einem Wirkstoff zur Behandlung der durch Parasiten ausgelösten Flussblindheit, beteiligt, welcher sich kurz vor dem Eintritt in die klinische Phase I befindet. Im Rahmen des Projektes gelang es dem Team um Rolf Müller, die Produktion des Naturstoffes durch genetic engineering und heterologe Expression so weit zu optimieren, dass die Substanz in ausreichenden Mengen für die präklinische Entwicklung sowie die anstehende klinische Phase I verfügbar gemacht werden konnte.
Ein weiteres weit fortgeschrittenes Entwicklungsprojekt befasst sich mit der myxobakteriellen Naturstoffklasse der Chlorotonile. Diese zeigen vielversprechende Aktivität gegen eine Vielzahl Gram-positiver Krankenhauskeime und den Malaria-Erreger Plasmodium falciparum, kamen allerdings bislang aufgrund unvorteilhafter physikochemischer Eigenschaften nicht für eine Anwendung am Menschen in Frage. Das Team um Rolf Müller konnte diese Eigenschaften durch maßgeschneiderte semi-synthetische Ansätze gezielt verbessern, ohne dabei die ausgezeichnete Wirksamkeit der Substanzklasse zu beeinflussen.
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