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Foto: Markus Scholz | Leopoldina
Nobelpreis für Chemie 2009
Wahljahr: | 2010 |
Sektion: | Biochemie und Biophysik |
Stadt: | Cambridge |
Land: | Großbritannien |
Forschungsschwerpunkte: Ribosom, Proteinbiosynthese, Proteine, Translation, Kristallstruktur, Antibiotika
Venkatraman Ramakrishnan ist ein indisch-britisch-amerikanischer Strukturbiologe. 2009 erhielt er zusammen mit dem US-amerikanischen Molekularbiologen Thomas A. Steitz und der israelischen Strukturbiologin Ada Yonath den Nobelpreis für Chemie. Die drei Forschenden haben das Ribosom, die Proteinfabrik der Zelle, entschlüsselt und dessen dreidimensionale Struktur beschrieben sowie den Mechanismus der Proteinherstellung aufgeklärt.
Ribosomen sind Molekülkomplexe, die aus hunderttausenden Atomen bestehen, die wiederum in zwei Untereinheiten aufgeteilt sind. Bei der Proteinbiosynthese übersetzen Ribosomen genetische Erbinformation in Proteine. Dieser Prozess wird auch Translation genannt. Proteine übernehmen im Organismus vielfältige Aufgaben, sie sind für den gesamten Stoffwechsel zuständig. Venkatraman Ramakrishnan hat mit seiner Forschung zum Verständnis der Translation beigetragen. Er hat mithilfe der Röntgenstrukturanalyse Ribosome des Bakteriums Thermus thermophilus untersucht und – im selben Jahr wie die israelische Strukturbiologin Ada Yonath – die Struktur der kleineren Untereinheit entschlüsselt. Der US-amerikanische Biochemiker Thomas Steitz veröffentlichte fast zeitgleich die erste Kristallstruktur der größeren Untereinheit. Die Erkenntnisse der drei Forschenden haben dazu beigetragen, die Proteinentstehung – einer der grundlegenden Prozesse des Lebens – zu verstehen.
In seiner weiteren Forschungsarbeit untersuchte Ramakrishnan die Verbindung der Ribosomen-Untereinheit mit verschiedenen Antibiotika. Viele der antibiotischen Substanzen docken an den Ribosomen von Bakterien an und blockieren diese. Eine Herausforderung in der Medizin stellt jedoch die steigende Zahl an Antibiotikaresistenzen dar. Nur noch wenige Substanzen sind als Reserveantibiotika verfügbar. Ramakrishnan und seine Kolleginnen und Kollegen hoffen, dass mithilfe ihrer Forschung eine neue Generation von Antibiotika entwickelt werden kann, die gezielter die Proteinsynthese von Bakterien-Ribosomen hemmen, und weniger Resistenzen hervorrufen.
In den letzten Jahren hat sich Venkatraman Ramakrishnans Arbeitsgruppe mit der Frage befasst, welche Faktoren die Translation der genetischen Information in ein Protein in Gang setzen. Die Wissenschaftler konnten mindestens zwölf Faktoren identifizieren, die an die kleine Untereinheit des Ribosoms binden und ihr damit den Startschuss geben, die mRNA Schritt für Schritt abzulesen. Je besser Forscher den regulären Weg der Translation verstehen, desto eher kommen sie auch der fatalen Deregulation auf die Spur, die sich in Tumorerkrankungen oder neuronaler Degeneration niederschlagen kann. Neben der Röntgenstrukturanalyse ist es inzwischen die hochauflösende Elektronenmikroskopie, die der Biochemie einen vertieften Blick in der Prozess der Translation eröffnet.
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