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Walther Nernst

Nobelpreis für Chemie 1920

Wahljahr: 1911
Sektion: Physik
Stadt: Berlin
Land: Deutschland

Forschung

Walther Hermann Nernst war ein deutscher Physiker und Chemiker. Er gilt als Mitbegründer der modernen physikalischen Chemie. Er lieferte wichtige Beiträge in den Bereichen Elektro- und Wärmechemie. 1887 erfand er das elektrolytische Glühlicht. Diese nach ihm Nernstlampe benannte Konstruktion war eine Vorläuferin der späteren Glühlampe.

Nach Nernst ist außerdem das Nernstsche Verteilungsgesetz benannt, das die Verteilung eines Stoffes zwischen zwei Flüssigkeiten behandelt und das darüber hinaus für Chromatografie und Extraktion von Bedeutung ist. Außerdem trägt die Nernstsche Diffusionsschicht bei der Elektrolyse seinen Namen. Nernst formulierte den Dritten Hauptsatz der Thermodynamik, auch Nernstscher Wärmesatz oder Nernst-Theorem genannt.

Für seine thermochemischen Arbeiten wurde Walther Nernst 1920 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.

Werdegang

Walther Nernst studierte ab 1883 Physik, Chemie und Mathematik, zunächst in Zürich und Berlin. Er setzte seine Ausbildung in Graz und Würzburg fort. Im Mai 1887 wurde er in Würzburg mit einer Arbeit promoviert, die den Nernst-Ettingshausen-Effekt zum Inhalt hatte. 1887 bis 1889 arbeitete er an der Universität Leipzig an seiner Habilitation.

Nach einer kurzen Anstellung an der Universität Heidelberg wurde er 1890 Privatdozent in Göttingen. Dort erhielt er ein Jahr später zunächst eine außerordentliche, 1894 dann eine ordentliche Professur. Während seiner Zeit in Göttingen entwickelte er die später nach ihm benannte Nernstlampe. Am 6. Juli 1897 ließ er sich dieses Verfahren zur Erzeugung von elektrischem Licht patentieren. Das Patent wurde im Januar 1899 von der AEG übernommen und zur Marktreife geführt. Einen Teil des Erlöses investierte Nernst in den Ausbau seines Göttinger Instituts. Obwohl die Nernstlampe einen hohen Wirkungsgrad aufwies, gelang es nicht, sie auf Dauer zu etablieren. Hauptgrund war die Tatsache, dass sie zum Leuchten vorgewärmt werden musste.

Im Jahr 1905 wechselte Nernst nach Berlin, wo er an der dortigen Universität eine Professur für physikalische Chemie annahm. Dort formulierte er den Dritten Hauptsatz der Thermodynamik, auch Nernstscher Wärmesatz oder Nernst-Theorem genannt. Auf Vermittlung Nernsts gelang es im Jahr 1910, den belgischen Großindustriellen Ernest Solvay zur Unterstützung des sogenannten ersten Solvay-Kongresses zu bewegen. Dieser fand 1911 in Brüssel statt und wurde zur Diskussion neuer naturwissenschaftlicher Denkmodelle genutzt.

Dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 stand Nernst – wie ein großer Teil der Professorenschaft – positiv gegenüber. Er stellte seine Forschungen in den Dienst der Kriegsmaschinerie und befürwortete den Einsatz tödlicher Kampfstoffe. Darüber hinaus entwickelte er spezielle Geschosse und schaffte so die Voraussetzungen für den Einsatz giftiger Kampfstoffe. Außerdem gibt es Belege, dass er auch direkt an der Entwicklung von Geschossen mit tödlich wirkenden Inhalten wie Chlorgas beteiligt war.

Von 1922 bis 1924 war Nernst als Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin-Charlottenburg tätig. Im Anschluss kehrte er auf den Lehrstuhl für Physik an der Universität Berlin zurück. 1933 trat er in den Ruhestand und zog sich auf ein von ihm in der Oberlausitz erworbenes Rittergut zurück.

Nobelpreis

Anlässlich einer Vorlesung an der Universität Berlin formulierte Walther Nernst das später nach ihm benannte Nernstsche Wärmetheorem. Es sagt aus, dass der absolute Nullpunkt der Temperatur nicht erreicht werden kann. Er bezeichnet den unteren Grenzwert für die Temperatur (0 Grad Kelvin oder -273,15 Grad Celsius) und ist lediglich eine ideale Messgröße. Reale Temperaturen können diesem Grenzwert jedoch beliebig nahe kommen.

Offiziell präsentierte Nernst seine Theorie am 23. Dezember 1905 vor der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Wegen seiner Bedeutung für die Naturwissenschaften wird das Nernstsche Wärmetheorem auch als Dritter Hauptsatz der Thermodynamik bezeichnet. Für seine Forschungen auf dem Gebiet der Thermochemie wurde Walther Nernst 1920 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt Nernst zahlreiche weitere Auszeichnungen, darunter die Franklin Medal des Benjamin Franklin Institute Philadelphia (1928) und die Bunsen-Denkmünze. Außerdem wurde er 1917 in den Orden Pour le mérite aufgenommen.

Nernst war zudem Mitglied vieler Akademien und wissenschaftlicher Vereinigungen, darunter der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (1911), der Akademien der Wissenschaften in Berlin, Göttingen, München, Turin, Modena, Venedig, Budapest, Oslo, Stockholm (1920), Wien und St. Petersburg, Royal Society in London (1932), sowie Ehrenmitglied der Deutschen Bunsen-Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Technische Physik.

Zahlreiche Universitäten verliehen ihm die Ehrendoktorwürde, darunter die in Graz, Erlangen, Göttingen, Danzig und Oxford.

Zur Person

Walther Herrmann Nernst kam am 25. Juni 1864 in Briesen (Westpreußen) als Sohn des Landgerichtsrats Gustav Nernst und seiner Frau Ottilie Nernst, geborene Nerger zur Welt. Er besuchte das humanistische Gymnasium in dem Ort Graudenz, in dem sein Vater als Richter tätig war. 1892 heiratete Nernst Emma Lohmeyer. Das Paarbekam fünf Kinder: Die Töchter Hildegard, Edith und Angela sowie die Söhne Rudolf und Gustav, die beide im Ersten Weltkrieg ums Leben kamen.
Nernst galt als großer Autoliebhaber. Bereits 1899 erwarb er in Göttingen den seinerzeit ersten privat betriebenen Pkw der Stadt.

Bereits 1939 erlitt Nernst einen Schlaganfall. Kurz vor seinem Tod ließ er seine persönlichen Aufzeichnungen vernichten, weshalb heute kaum Originaldokumente von ihm existieren. Als Grund für diesen Schritt wird vermutet, dass Nernst damit Dritte schützen wollte.

Walther Nernst starb am 18. November 1941 auf seinem Rittergut in Zibelle in der Oberlausitz. 1951 wurde seine Urne auf den Göttinger Stadtfriedhof überführt, wo sich das Familiengrab der Nernsts in unmittelbarer Nähe zu denen von Max Planck und Max von Laue befindet. Der Mondkrater Nernst ist nach ihm benannt.

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