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Foto: Marquard | Ruhr-Universität Bochum
Wahljahr: | 2023 |
Sektion: | Psychologie und Kognitionswissenschaften |
Stadt: | Bochum |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Selbstkontrolle und Selbstregulation, Soziale Kognition, Umweltverhalten, nachhaltiger Konsum, Akzeptanz politischer Maßnahmen
Wilhelm Hofmann ist Sozial- und Motivationspsychologe und beschäftigt sich vor allem mit Fragen der Selbstkontrolle: Warum fassen so viele Menschen ehrgeizige Vorsätze, scheitern dann aber an deren Umsetzung? Diese Frage untersucht der Forscher aus den verschiedensten Blickwinkeln. Dadurch will er besser verstehen, welche psychologischen und gesellschaftlichen Faktoren das Verfolgen langfristiger Ziele erleichtern oder erschweren.
Ob es darum geht, abzunehmen oder weniger Fleisch zu essen, mit dem Rauchen aufzuhören oder den ökologischen Fußabdruck zu verringern: Viele Menschen sind durchaus davon überzeugt, dass derartige Verhaltensänderungen sinnvoll wären. Allerdings sind diese Bereiche oft von inneren Konflikten zwischen kurz- und langfristigen oder zwischen eigennützigen und altruistischen Alternativen geprägt. Wilhelm Hofmann will wissen, wie Menschen diese inneren Konflikte lösen. Wie kann man sie dabei unterstützen, problematische Verhaltensweisen im Zaum zu halten und neue Gewohnheiten zu entwickeln? Und welche Rolle spielt das soziale Umfeld dabei?
Um das herauszufinden, setzt der Psychologe unter anderem auf das sogenannte Experience Sampling. Bei dieser Forschungsmethode werden die Probandinnen und Probanden gebeten, immer wieder Auskunft darüber zu geben, was sie gerade tun, denken und fühlen. Diese Momentaufnahmen aus dem Alltag können helfen, die Wechselwirkungen zwischen dem jeweiligen Menschen und seiner Umwelt besser zu verstehen.
Wenn es in der Kantine beispielsweise nur ein einziges vegetarisches Essen gibt, das auch noch teurer ist als die fünf Fleischgerichte, scheitert der geplante Fleischverzicht sehr leicht an der Realität. Doch auch die Einstellung von Familie und Freunden kann eine Ernährungsumstellung leichter oder schwerer machen. Schließlich findet der Kampf gegen die eigenen Wünsche und Schwächen nicht im sozialen Vakuum statt. Menschen vergleichen sich ständig mit anderen. Und je nach Ergebnis kann ihnen das einen Motivationsschub verleihen, so dass sie noch mehr Energie in ihr Projekt stecken. Oder das Gegenteil passiert, und sie geben auf.
Durch seine Forschung hat Wilhelm Hofmann zu einem neuen Verständnis von Selbstkontrolle beigetragen. Diese umfasst demnach mehr als nur die Fähigkeit, bestimmte Verhaltensweisen zu unterdrücken. Eine gute Selbstkontrolle bedeutet auch, problematische Situationen und Reize gezielt zu vermeiden – oder wenn möglich sogar aktiv zu verändern. Denn ob Menschen ihre Ziele erreichen oder nicht, ist nicht nur eine Frage der persönlichen Willensstärke. Auch die Umwelt spielt dabei eine sehr große Rolle.
Solche Erkenntnisse sind nicht nur für das Erreichen persönlicher Ziele interessant. Sie können auch helfen, gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen – etwa, wenn es darum geht, einen gesunden Lebensstil, ein umweltfreundlicheres Verhalten oder die Akzeptanz von politischen Maßnahmen zu fördern. Dieser Aspekt ist für Wilhelm Hofmann besonders wichtig. Aus seinen Erkenntnissen leitet er ein Plädoyer für eine Politik ab, die die Menschen bei derartigen Verhaltensänderungen gezielt unterstützt. Um mehr Klima- und Umweltschutz zu erreichen, genüge es zum Beispiel nicht, nur auf die Disziplin, die Opferbereitschaft oder die Schuldgefühle des Einzelnen zu hoffen, sondern die strukturellen Rahmenbedingungen so anzupassen, dass gewünschte Verhaltensweisen einfacher, normativer und konfliktfreier werden.
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