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Nachricht │ Dienstag, 9. November 2010

Grundsteinlegung für das zukünftige Hauptgebäude

Grundsteinlegung für das zukünftige Hauptgebäude

Foto: David Ausserhofer

Gemeinsam mit dem Präsidenten der Leopoldina Jörg Hacker legte die Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan am 9. November 2010 den Grundstein für das zukünftige Hauptgebäude der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften in Halle. Bei dem feierlichen Akt waren auch Birgitta Wolff, die Kultusministerin des Landes Sachsen-Anhalt, und Günther Hoffmann, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, sowie weitere Ehrengäste aus Wissenschaft und Politik anwesend. Die bereits laufende Sanierung des denkmalgeschützten ehemaligen Logenhauses in Halle als Hauptsitz der Nationalakademie erfolgt mit 15,2 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II, die das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zur Verfügung stellt.

Im Frühjahr 2012 bezieht die Leopoldina das Haus auf dem halleschen Jägerberg. In den Räumen und Sälen ihres neuen Hauptsitzes findet die wachsende Akademie den Platz, den sie benötigt, um ihre neuen Aufgaben als Deutschlands Nationale Akademie der Wissenschaften zu erfüllen – die wissenschaftliche Beratung von Politik und Gesellschaft sowie den internationalen Austausch.

Die Leopoldina wird ihren neuen Hauptsitz zu einem zentralen Ort des Dialogs und der Begegnung von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft ausbauen. Möglich gemacht haben dies vor allem der Bund – die Sanierung erfolgt mit Mitt eln aus dem Konjunkturpaket II – und das Land Sachsen-Anhalt, das den Erwerb der Immobilie unterstützt hat. Ihnen gilt der Dank der Akademie. Die Sanierung des Gebäudes ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt hallescher Geschichte.

 

Ein gastlicher Ort für den freien Geist


Mit dem Einzug der Nationalakademie in ihr neues Hauptgebäude entsteht ein internationaler Ort der Wissenschaft an zentraler Stelle in Halle. Die Leopoldina baut das Gebäude zu einer Stätte der wissenschaftlichen Begegnung und des Dialogs mit Politik und Gesellschaft aus und schafft damit einen „gastlichen Ort für den freien Geist“, wie Altbundespräsident Horst Köhler es formulierte.

Im ersten Stock bietet ein Festsaal bis zu 400 Menschen Platz. Zusätzlich entsteht ein Hörsaal für kleinere Veranstaltungen mit etwa 170 Plätzen. Beide werden sowohl für Festlichkeiten als auch für Symposien und Vorträge genutzt. In den entstehenden Büroräumen werden der Präsident, das Generalsekretariat mit der Verwaltung und die Abteilungen Politikberatung, Internationale Beziehungen sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit arbeiten.

Damit stehen der Leopoldina nun angemessene Räumlichkeiten für ihre zukünftige Arbeit zur Verfügung. Archiv und Bibliothek verbleiben am bisherigen Standort der Leopoldina und können sich dort ihrem wachsenden Platzbedarf entsprechend erweitern.

 

Die Geschichte des Gebäudes


Das Gelände, auf dem das neue Leopoldina-Hauptgebäude steht, wurde im 16. Jahrhundert als schützender Wall der Moritzburg aufgeschüttet. Der Name „Jägerberg“ geht auf das Jagdhaus zurück, das Herzog August von Sachsen im 17. Jahrhundert darauf errichten ließ.

1792 erwarb die Freimaurerloge „Zu den Drei Degen“ das Grundstück. Sie machte es zu einem Ort der Kultur und veranstaltete hier Konzerte, Bälle und Feste. Das heutige Gebäude wurde im Laufe der Geschichte mehrfach erweitert. So wurde der westliche Flügel des ersten Logengebäudes von 1824 (Schulze-Bau) im Jahr 1867 durch ein Festsaalgebäude ersetzt (Driesemann-Bau). Im Jahr 1889 entstand an Stelle des östlichen Flügels der Knoch-Bau.

Im Dritten Reich übertrug die Loge das Grundstück unter dem Druck der Nationalsozialisten an die Stadt Halle. Diese führte dort Veranstaltungen durch und vermietete Räumlichkeiten. Nach Kriegsende nutzte die sowjetische Militäradministration das Gebäude als Kulturhaus. Ab 1952 war es  örsaalgebäude der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und erhielt nach dem russischen Philosophen und Schriftsteller den Namen N.G. Tschernyschewskij-Haus.

Im Jahr 1998 wurde das Grundstück an die gemeinnützige Weltkugelstiftung, die Rechtsnachfolgerin der Loge, zurück übertragen. Seit 2001 stand es leer. Im September 2009 erwarb es die Leopoldina von der Weltkugelstiftung.

Sanierung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes


Das Gebäude hat eine wechselvolle Architekturgeschichte. Noch heute bestehen die unterschiedlichen Baustile gut erkennbar nebeneinander. Sie zeugen vom Repräsentations willen der Besitzer sowie vom politischen und intellektuellen Geist der Epochen.

Die Leopoldina richtet ihren neuen Hauptsitz unter Berücksichtigung moderner baulicher Anforderungen an Sicherheit und Denkmalschutz nach historischem Vorbild her. So bleibt die ursprüngliche Raumabfolge im Gebäude bestehen und einzelne Räume werden farblich entsprechend ihrer Entstehungsepochen gestaltet.

Äußerlich wird das Gebäude in der Fassung der 1930er Jahre wieder hergerichtet. Der ehemalige Ritualraum im zweiten Obergeschoss wird als Erinnerung an die Freimaurerloge „Zu den Drei Degen“ erhalten und saniert, sobald dafür eine Finanzierung gefunden werden kann. Spenden sind jederzeit willkommen.

Historische Gartenanlage


Die Grundsanierung des seit Jahren leer stehenden Gebäudes umfasst auch die Außenanlagen wie Wege, Stützmauern und Treppen. Die Stützmauern stabilisieren die umgebenden Freiflächen, die zum Teil eine Hanglage aufweisen, und ermöglichten einen Wegebau. Versäumte Pflege in den vergangenen Jahrzehnten hatte zur Folge, dass Bäume wild wuchsen und durch Wurzeldruck zahlreiche Stützmauern, den Kolonnadengang und die Treppen schädigten (Rissbildung).

Ein im Vorfeld der Sanierung von der Leopoldina eingeholtes Gutachten bewertete den Baumbestand und schlug Fällungen vor. Diesem Gutachten folgend, hat die Leopoldina im Zuge der Sanierung in den vergangenen Wochen insgesamt 87 genehmigungspflichtige Bäume gefällt. Die Genehmigung dazu erteilte das Umweltamt gemäß der Baumschutzsatzung der Stadt Halle am 22. September 2010. Mit der Fällgenehmigung wurden umfangreiche Ersatzpflanzungen mit hochwertigen Bäumen und Ausgleichszahlungen der Leopoldina an die Stadt Halle festgelegt.

Zur denkmalpflegerischen Zielsetzung der Sanierung gehört auch die Rekonstruktion der historischen Gartenanlage. So wird der vordere offene und repräsentative Bereich mit südlicher Blickachse in Richtung Saale beibehalten. Im hinteren Gartenteil dagegen wird die kleinteilige Struktur rekonstruiert. Im Laufe des Jahres werden umfangreiche Neupflanzungen vorgenommen.

Die geplanten Neupflanzungen im Einzelnen:

  • 31 Bäume
  • 30 Solitärsträucher
  • 322 Mittel- und Großsträucher
  • 465 Kleinsträucher
  • 4600 Stauden

Die Gründe für das Fällen von Bäumen auf dem Gelände im Einzelnen:

  • 43 Bäume wurden aus Gründen der Verkehrssicherheit entfernt.
  • 19 Bäume mussten baubedingt gefällt werden, unter anderem, um eine brandschutzrechtlich erforderliche Feuerwehrzufahrt zu schaffen.
  • 14 Bäume wurden entfernt, da sie laut Baumbeschau einen „allgemein schlechten Zustand“ aufwiesen, also nicht mehr zu erhalten waren.
  • 3 Bäume wurden entfernt, um wertvollere Bäume, die sehr nah stehen, zu schützen und ihnen das weitere Wachstum zu ermöglichen (Bestandsregulierung).
  • Weitere einzelne Bäume wurden aus Gründen der Bestandsregulierung entfernt, aber auch, um etwa einen Wegebau zu ermöglichen.