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Pressemitteilung | Mittwoch, 23. Mai 2018

Leopoldina-Expertengruppe fordert strengere Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel

Etliche chemische Pflanzenschutzmittel, auch Pestizide genannt, haben in ihrem derzeitigen Einsatz eine schädliche Wirkung auf Ökosysteme und die biologische Vielfalt. Neben dem Klimawandel, den Veränderungen der globalen Nährstoffkreisläufe und der Zerstörung von Lebensräumen durch veränderte Landnutzung hat auch der Einsatz von Pestiziden zu einem dramatischen Rückgang der Artenvielfalt geführt. Dies erklärt eine Expertengruppe in dem heute von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina veröffentlichten Diskussionspapier „Der stumme Frühling – Zur Notwendigkeit eines umweltverträglichen Pflanzenschutzes“. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern umfassendere Zulassungsverfahren für Pestizide, um ihre Auswirkungen auf die Umwelt besser zu kontrollieren.

Die Autorinnen und Autoren zeigen auf, dass die derzeitigen Zulassungsverfahren für Pestizide viele ökologische Auswirkungen im Freiland nicht abbilden. Sie empfehlen, die Zulassungsverfahren für Pestizide anzupassen, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln umweltverträglicher zu gestalten. Am Wirkstoff Glyphosat und der Pestizidgruppe der Neonicotinoide macht die Expertengruppe beispielhaft deutlich, wo die Zulassungsverfahren ihrer Ansicht nach Defizite haben und wie sie verbessert werden könnten.

Pflanzenschutzmittel sind oft länger im Boden und in Gewässern nachweisbar als im Rahmen der Zulassung beabsichtigt. Die Expertinnen und Experten schlagen daher ein Beobachtungssystem vor, mit dem die langfristigen Auswirkungen der Pflanzenschutzmittel auf Ökosysteme nach einer zunächst zeitlich und räumlich begrenzten Zulassung überprüft werden.

In der landwirtschaftlichen Praxis werden meist mehrere Pestizide in Form von Tankmischungen und Spritzserien auf die Felder gebracht. Dadurch sind Ökosysteme vor allem Mischungen von Pestiziden ausgesetzt. Wie diese Mischungen allerdings auf die Umwelt wirken, wird laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern derzeit unzureichend geprüft. Sie empfehlen daher, bei der Risikobewertung die landwirtschaftliche Praxis und die reale Umweltsituation stärker zu berücksichtigen.

Im Rahmen der Risikobewertung wird ebenfalls untersucht, wie die Pestizide auf sogenannte Nichtzielorganismen wirken. Nichtzielorganismen sind Pflanzen und Tiere, gegen die das Pestizid nicht direkt angewendet wird, die aber über dessen Verbreitung in Boden und Wasser beeinträchtigt werden können. Die Expertinnen und Experten empfehlen, auch diese Beeinträchtigungen bei der Zulassung weitreichender als bisher zu prüfen.

Interviews mit Autorinnen und Autoren des Diskussionspapiers werden gerne vermittelt.

KONTAKT

Leopoldina

Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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