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Pressemitteilung | Freitag, 15. September 2006

Öffentliche Vorträge der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Zu den Themen "Die Verwandtschaft zwischen Stammzellen und Tumorzellen" (U. R. Rapp, Würzburg) und "Der aktive Planet Erde – ist sein Verhalten vorhersagbar?" (O. Oncken, Potsdam)

Termin: Dienstag, 19. September 2006, 16.30 Uhr
Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina
Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale) 

  • Prof. Dr. Ulf Rüdiger Rapp, Würzburg, Mitglied der Akademie: Die Verwandtschaft zwischen Stammzellen und Tumorzellen

Was haben Stammzellen und Tumorzellen gemeinsam? Körpereigene Stammzellen sind dadurch charakterisiert, dass sie sich unbegrenzt vermehren und dass aus ihnen unterschiedlichste Zelltypen entstehen können. Auch Tumorzellen vermehren sich unkontrolliert und bilden häufig heterogene, d.h. aus mehreren Zelltypen bestehende, Tumore aus. Langjährige Untersuchungen von Signalprozessen in Tumorzellen der Arbeitsgruppe von Ulf Rapp haben gezeigt, dass bestimmte Schrittmacher-Signalwege von besonderer Bedeutung für das zelluläre Wachstums- und Entwicklungsverhalten sind. So konnte die Arbeitsgruppe nachweisen, dass insbesondere Signalmoleküle aus der Familie der Raf-Kinasen bei der Entstehung von Tumorerkrankungen maßgeblich beteiligt sind. Zudem sind diese Kinasen in zelluläre Switch-Phänomene involviert, die in das zelluläre Gedächtnis eingreifen und dazu beitragen, dass die Normalentwicklung von Zellen gestört wird. Rapp wird in seinem Vortrag zeigen, dass diese Untersuchungen nicht nur für die Entwicklung neuer Krebstherapien, sondern auch für die gezielte Manipulation von Stammzellen im Rahmen von Zell- und Gewebeersatz-Therapien hochrelevant sind.

Ulf Rüdiger Rapp: Studium der Medizin und medizinische Doktorarbeit am Institut für Biochemie in Freiburg (1970). Graduiertenausbildung und Postdoktorand am McArdle Laboratory for Cancer Research an der University of Wisconsin (1970-1975). Visiting Scientist am National Institute of Health, NCI, in Bethesda, MD (1975-1984) und Direktor der Viral Pathology Section am Laboratory of Viral Carcinogenesis, DCE, NCI, NIH in Frederick, MD (1979-1994). Außerordentlicher Professor für Genetik an der George Washington Universität in Washington D.C. (1984-1994). Seit 1993 Professor für Molekulare Zellbiologie und Direktor am Institut für Medizinische Strahlenkunde und Zellforschung (MSZ) der Universität Würzburg. Preise und Auszeichnungen: Robert-Pfleger-Preis 1996, Max-Planck-Forschungspreis für Internationale Kooperation (1998), Deutscher Krebspreis (2001). Honorarprofessuren in China am Suzhou Medical College der Suzhou University (1998) und am Peking Union Medical College der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Beijing (1999). Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO) (seit 1996), der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur (seit 1999) und der Academia Europaea (seit 2001). Zahlreiche Herausgebertätigkeiten, z.B. für das "Journal of Cellular Physiology" und "Cancer Letters".

Forschungsschwerpunkte: Retroviren, Entwicklungsbiologie, Molekularbiologie von Onkogenen und Wachstumsfaktoren, Biochemie der Signaltransduktion, Stammzellenbiologie

Seit 2003 ist Ulf Rüdiger Rapp Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Sektion Humangenetik und Molekulare Medizin).

  • Prof. Dr. Onno Oncken, Potsdam, Mitglied der Akademie: Der aktive Planet Erde – ist sein Verhalten vorhersagbar?

Der Tsunami, der Weihnachten 2004 durch ein Seebeben vor Sumatra ausgelöst wurde, hat jüngst erst wieder deutlich gemacht, dass unser Verständnis von fundamentalen und z.T. für Menschen bedrohlichen Vorgängen in der Erde höchst unzulänglich ist. Eines der wesentlichen Ergebnisse der Forschung aus den letzten Jahren lautet, dass das System Erde höchst komplex ist und seine Komponenten auf eine vielfach verwirrende Art ineinander greifen. Erst zögerlich macht sich die Einsicht breit, dass gekoppelte komplexe Systeme zu einer der wichtigsten Herausforderungen innerhalb der Forschung in den Geowissenschaften geworden sind. Oncken zeigt, dass solche Systeme sich durch vielfältige Rückkopplungen und nicht-lineare Dynamiken auszeichnen, die zuverlässige Vorhersagen über künftige Vorgänge innerhalb der Systeme problematisch machen. Die Grenzen der Platten, die die äußere Hülle der Erde aufbauen, sind dabei Brennpunkte des Geschehens und erlauben erste Einblicke in das Verhalten des Systems Erde. 

Onno Oncken: Studium der Geologie (1975-1980) und Promotionsstudium als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes (1980-1982) an der Universität Köln. Postdoc-Stipendiat der Thyssen-Stiftung am Geologischen Institut der Universität Münster (1982-1983), Hochschulassistent für Strukturgeologie am Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Frankfurt/M. (1983-1989). Habilitation für Geologie-Paläontologie an der Universität Frankfurt/M. (1988). Professor für Strukturgeologie an der Universität Würzburg (1989-1992), Leiter des Projektbereiches Struktur, Evolution und Geodynamik am GeoForschungsZentrum Potsdam (1992-2003). Seit 1994 Professor für Dynamik der Erdkruste an der FU Berlin und Projektleiter des Deutschen Kontinentalen Reflexionsseismischen Projektes (DEKORP), seit 2003 Direktor des Bereichs Geodynamik am GFZ Potsdam. Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereiches 267 "Deformationsprozesse in den Anden" (seit 1997). Sprecher des seismischen Experimentes "Andean Continental Research Project" ANCORP. Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1998), Vizepräsident der Geologischen Vereinigung (1997-2004), Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (seit 1999), korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (seit 2001). Zahlreiche Herausgebertätigkeiten.

Forschungsschwerpunkte: Dynamik geotektonischer Prozesse (Geodynamik), Kinematik tektonischer Platten (Globaltektonik), Interpretation seismischer Experimente in Varisciden, Ural und Anden

Seit 2002 ist Onno Oncken Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Sektion Geowissenschaften).

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Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Tel. 0345 47 239 - 800
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