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Pressemitteilung | Montag, 23. Januar 2006

Auftakt zur Disputationsreihe "Wissenschaft verändert" - Hirnforschung und Gedankenfreiheit

Aus Anlass der 1.200-Jahrfeier der Stadt Halle richten die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gemeinsam eine öffentliche Disputationsreihe aus.

Unter dem Motto „Wissenschaft verändert – im Pro und Contra“ werden in insgesamt sechs Veranstaltungen jeweils zwei Wissenschaftler oder Wissenschaftlerinnen brisante Themen aus Grenzbereichen zwischen Wissenschaft, Politik und Ethik vorstellen und kontrovers diskutieren. Den Auftakt bildet am Sonntag, 29. Januar 2006 um 14.00 Uhr, im Stadthaus zu Halle die Disputation zwischen dem Hirnforscher Professor Dr. Wolf Singer, Frankfurt/Main, und dem Philosophen Professor Dr. Thomas Metzinger, Mainz. Eröffnet wird die Reihe durch den Schirmherrn, Professor Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt.

Das Thema „Hirnforschung und Gedankenfreiheit“ war lange Zeit nur ein Thema für Spezialisten. Doch in den letzten Jahren beschäftigt dieses Thema zunehmend die interessierte Öffentlichkeit und sorgt dort zum Teil für Beunruhigung. Neurobiologen scheinen auf dem besten Wege zu sein, in unserem Gehirn zu lesen, was wir denken, fühlen und wollen. Dabei stellen sich immer wieder Fragen wie: Kann der freie Wille kontrolliert werden? Ist unser Wille weiter nichts als eine Selbsttäuschung? Lassen sich unsere kognitiven und emotionalen Fähigkeiten auf bloße Nerventätigkeit reduzieren? 

Für die Disputation dieser Fragen konnten zwei herausragende Wissenschaftler gewonnen werden, der Neurophysiologe Wolf Singer, Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt/Main und der Philosoph Thomas Metzinger, Philosophisches Seminar der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Moderiert wird die Disputation von Professor Dr. Josef Lukas, Halle.

Olbertz begrüßte die Disputationsreihe mit den Worten: „Es gehört zur Verantwortung jeder, zumal jeder öffentlich finanzierten, Wissenschaft, ihre Erkenntnisse einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich und begreiflich zu machen. Dies gilt ganz besonders für Themenbereiche, die Fachgrenzen sprengen und nur interdisziplinär bearbeitet werden können. Ziel der Disputationsreihe ist deshalb die praktische Demonstration eines fachübergreifenden Diskurses zu ausgewählten Themen auf medizinisch, wirtschaftspolitisch und kulturwissenschaftlich relevanten Gebieten. Die beiden renommierten wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt, die Universität und die Leopoldina, knüpfen mit der Disputationsreihe an die Tradition der Aufklärung an, aus der sie selbst hervorgegangen sind. Ich begrüße diese Initiative im Rahmen des Stadtjubiläums sehr und habe gern die Schirmherrschaft über die Veranstaltungsreihe übernommen.“

Zu den Disputanten
Wolf Singer, geb. 1943, ist Professor für Neurophysiologie und seit 1981 Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt a. M.
Singer engagiert sich seit vielen Jahren für die breite öffentliche Vermittlung seiner Forschungsergebnisse. Er initiierte das Projekt „Brückenschlagen – Wissenschaft in die Schulen“ und wurde 2003 vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit dem Communicator-Preis ausgezeichnet. Wolf Singer ist seit 1998 Mitglied der Leopoldina (Sektion Neurowissenschaften).

Thomas Metzinger, geb. 1958, ist Professor für Philosophie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Aktuell arbeitet er in der Embodied Communication Group am Zentrum für Interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld. Forschungsschwerpunkte von Thomas Metzinger sind die philosophischen Aspekte empirischer Theorien in den Neuro- und Kognitionswissenschaften, sowohl in der Philosophie des Geistes als auch mit Blick auf die Ethik. Metzinger ist Präsident der Gesellschaft für Kognitionswissenschaft und Vorstandsmitglied der Association for the Scientific Study of Consciousness.

Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Disputationsreihe
Sonntag, 21. Mai 2006 „Gentechnik und die Verletzlichkeit  des Menschen“

Disputanten
Prof. Dr. Hans Schöler, Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin, Münster
N.N. (Hoher Kirchenvertreter, angefragt)

Moderation: Prof. Dr. Hans Lilie, Halle


Sonntag, 18. Juni 2006 „Marktwirtschaft und Kultur“ *

Disputanten
Prof. Dr. Ulrich Blum, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle
Prof. Chris Hann, PhD, Direktor am Max-Planck-Institut für Ethnologie, Halle

Moderation: Prof. Dr. Reinhard Kreckel, Halle


Sonntag, 2. Juli 2006 „Organtransplantation und Menschenwürde“

Disputanten
Prof. Dr. Claus Hammer, Universität München
Prof. Dr. Hans H. Scheld, Universität Münster, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie

Moderation: Prof. Dr. Rolf-Edgar Silber, Halle


Sonntag, 15. Oktober 2006Zukunft ist Altern“

Disputanten
Prof. Dr. Paul B. Baltes, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Prof. Dr. Jürgen Kocka, Präsident des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung

Moderation: Prof. Dr. Frieder Lang, Halle


Sonntag im November 2006 „Globalisierung - eine nachhaltige Entwicklung?“

Disputanten
Prof. Dr. Klaus Töpfer, Direktor des United Nations Environment Programme, Nairobi; Bundesminister a. D. (angefragt)
Prof. Dr. Gunter Steinmann, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität Halle

Moderation: Prof. Dr. Dr. Marlies Ahlert, Halle

Veranstaltungsorte
Am 29.01.2006, 21.05.2006, 02.07.20006, 15.10.2006, im November 2006: Stadthaus zu Halle, Großer Saal, Marktplatz 2, 06108 Halle (Saale)
*Am 18.06.2006: Löwengebäude der Universität Halle, Universitätsplatz, 06108 Halle (Saale)

Veranstaltungszeitraum: Jeweils 14.00 – 16.00 Uhr 

Die Veranstaltungsreihe ist öffentlich, es wird kein Eintritt erhoben.

KONTAKT

Leopoldina

Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Tel. 0345 47 239 - 800
Fax 0345 47 239 - 809
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