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Pressemitteilung | Freitag, 7. Oktober 2005

Akademie Leopoldina ehrt zwei Wissenschaftler mit der Carus-Medaille

Professor Dr. Arndt Borkhardt (München) und Privat-Dozent Dr. Oliver G. Schmidt (Stuttgart) für ihre Forschungsleistungen in der Pädiatrie bzw. auf dem Gebiet der Halbleiterphysik

Zu den Preisträgern:

Arndt Borkhardt (München)

Mit seinem Wechsel nach der Promotion an der Universität Magdeburg an die Universität Gießen 1991 begann für Arndt Borkhardt eine außerordentlich erfolgreiche wissenschaftliche aber auch klinische Arbeitsperiode. Er wandte sich der pädiatrischen Onkologie zu und etablierte neue methodische Verfahren. Er klonierte neue Onkogene auf den Chromosomen Xq13 und 9q34, isolierte ein neues Tumorsuppressor-Gen auf Chromosom 3q31, dessen Nukleotid- und Aminosäurensequenz sowie die diagnostische und potenziell therapeutische Anwendung weltweit patentrechtlich geschützt sind, und leistete einen wichtigen Beitrag zur Protein-Protein-Interaktion dieses Tumorsuppressor-Gens. In internationaler und nationaler Zusammenarbeit führte er den Nachweis, dass in utero Zellen mit chromosomalen Translokationen entstehen. Mit diesen Arbeiten trug er wesentlich zum Verständnis der Pathogenese der akuten lymphatischen Leukämie im Kindesalter bei. Mit Untersuchungen zur inhibitorischen Ribonukleinsäure-Interferenz konnte er in nationaler und internationaler Zusammenarbeit ein neues wissenschaftliches Feld erschließen, welches gerade nach dem Wechsel an die Ludwig-Maximilians-Universität München im Jahr 2003 im Mittelpunkt seines wissenschaftlichen Schaffens steht. Borkhardts wissenschaftliche Leistungen verdienen nicht nur wegen ihres Erkenntnisgewinns speziell für die pädiatrische Onkologie besondere Erwähnung, sondern auch, weil er während seiner Tätigkeit in Gießen in das Weiterbildungscurriculum eingebunden war, mit allen physisch sowie psychisch belastenden Tätigkeiten eines Klinikers.

Zur Person: Arndt Borkhardt (Jahrgang 1963) hat an der Medizinischen Akademie Magdeburg Medizin studiert und bis Ende 1990 dort auch seine ärztliche Ausbildung erhalten. Nach der Promotion über das Thema "Hirnelektrische Korrelate der Gedächtnisbildung" wechselte er Anfang 1991 mit einem Forschungsstipendium in die Abteilung Allgemeine Pädiatrie, Hämatologie und Onkologie des Zentrums für Kinderheilkunde der Universität Gießen, erhielt danach dort seine Ausbildung zum Facharzt für Kinderheilkunde und habilitierte 1999 mit dem Thema "Molekulargenetische Untersuchungen chromosomaler Abberationen bei Hämatologischen Neoplasien im Kindesalter". Seit Oktober 2003 ist er C3-Professor an der LMU München und leitet die Abteilung Pädiatrische Hämatologie und Onkologie/Stammzelltransplantation.

Oliver G. Schmidt (Stuttgart)
Oliver G. Schmidt ist ein höchst einfallsreicher, analytisch scharfer und dynamischer junger Physiker, der weltweit anerkannte, grundlegende und bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiet des Wachstums von Halbleiternanostrukturen selbst durchgeführt und initiiert hat. Dabei kombinierte er auf intelligente Weise neuartige Selbstorganisationseffekte an Oberflächen und etablierte Methoden aus der Halbleitertechnik. Damit wird es ermöglicht, dreidimensionale Halbleiterarchitekturen auf der Nanometerskala zu konzipieren. So ist es ihm gelungen, hierarchisch selbstorganisierte Quantenpunkte und Quantenpunktmoleküle zu erzeugen, die als künstliche Atome und künstliche Moleküle für die Quanteninformationstechnologie geeignet erscheinen. Diese besondere Art von Nanostrukturen entsteht durch ein einzigartiges Verfahren, das atomar präzise Wachstums- und Ätzprozesse kombiniert. Durch die Verknüpfung der beiden fundamentalen Ansätze der Nanotechnologie (Bottom-up und Top-down) konnte er, analog zu normalen Kristallen, künstliche Quantenpunktkristalle erzeugen und deren neuartige (u.a. elastische) Eigenschaften nachweisen. Schmidt hat seine Ergebnisse auf vielen wichtigen Kongressen und Symposien seines Gebietes in bisher über 70 eingeladenen Vorträgen präsentiert. Allein in diesem Jahr hielt er 17 eingeladene Vorträge in aller Welt. Dies zeugt von der Anerkennung, die seiner Arbeit zuteil wird.

Zur Person: Oliver G. Schmidt (Jahrgang 1971) hat an der Universität zu Kiel, am King’s College in London und an der Technischen Universität Berlin Physik studiert, in Berlin 1999 promoviert, in Hamburg 2003 habilitiert, und er ist seit 2004 Privatdozent an der Universität Stuttgart. Seine wissenschaftliche Ausbildung erhielt er als Doktorand am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart und als Postdoktorand an der University of Southern California. Seit 2002 ist er Forschungsgruppenleiter am MPI für Festkörperforschung in Stuttgart. Seine Forschungsarbeit wurde 2000 mit der Otto-Hahn-Medaille gewürdigt, Schmidt erhielt den Philip Morris Forschungspreis 2002 und den Heinrich-Düker-Preis 2003, ist Preisträger des vom BMBF ausgeschriebenen Wettbewerbs "Nanotechnologie" 2003 und Preisträger des MPG-Wettbewerbs "Bilder aus der Wissenschaft" 2004.

Preis und Preisvergabe
Die Preisvergabe erfolgt am 7. Oktober 2005 im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Leopoldina-Jahresversammlung in Halle (Saale).

Die Carus-Medaille geht auf eine Stiftung aus Anlass des 50. Professorenjubiläums des XIII. Präsidenten der Akademie Leopoldina, Carl Gustav Carus (1789-1869), zurück. Sie wurde 1896 erstmals vergeben. Seit 1961 ist sie mit dem von der Stadt Schweinfurt gestifteten Carus-Preis von 5000 € verbunden. Die Carus-Medaille wird in der Regel an jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für bedeutende naturwissenschaftliche oder medizinische Forschungsleistungen vergeben.

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