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Pressemitteilung | Dienstag, 7. Oktober 2003

David Gugerli (Zürich) "Kernenergienutzung – ein nachhaltiger Irrtum der Geschichte?"

Öffentlicher Abendvortrag der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina am Samstag, dem 18. Oktober 2003, um 20.00 Uhr,
im Rahmen der Leopoldina-Jahresversammlung 2003 zum Thema "Energie". Kempinski Hotel & Congress Centre Rotes Ross, Franckestr. 1, Halle (Saale)

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina greift im Rahmen ihrer Jahresversammlung 2003 mit dem Thema "Energie" eine hochpolitische, derzeit erneut in der Öffentlichkeit kontrovers diskutierte Problematik auf. Die eingeladenen Referenten der Jahresversammlung werden das Thema akademisch und unabhängig von der Politik von allen Seiten beleuchten.

Im Rahmen des öffentlichen Abendvortrags von David Gugerli (Zürich) zum Thema "Kernenergienutzung – ein nachhaltiger Irrtum der Geschichte?" wird die interessierte Öffentlichkeit Gelegenheit erhalten, sich allgemeinverständlich und besonders kompetent zu informieren. 

Kurze Zusammenfassung des Vortrags:
Die Geschichte der zivilen Kernenergienutzung sorgt seit einem halben Jahrhundert für große Überraschungen. Die "Atoms for Peace", denen Eisenhower 1953 einen zukunftsträchtigen Weg bereiten wollte, sind seither nicht nur in nützlicher Weise gespalten worden – sie führten ihres technokratischen Pazifismus zum Trotz immer wieder zu Spaltungsvorgängen in jenen Gesellschaften, die sich ihrer bedient haben. 

Eine historisch-kritische Überprüfung dieser soziotechnischen Spaltungsprozesse fördert erstaunlich nachhaltige Schieflagen der Entscheidungsgrundlagen zutage, welche von Gegnern und Befürworten aus ihrem jeweiligen Erwartungshorizont abgeleitet worden sind. Ohne ihre Handlungsfähigkeit zu verlieren, haben sie sich an allen Ecken und Enden getäuscht, zum Beispiel über die Planbarkeit von Kraftwerken, die Sicherheit oder Unsicherheit der Anlagen, die Kostenstruktur der Energiemärkte, über die politischen Voraussetzungen und gesellschaftlichen Konsequenzen. Gemeinsam war beiden Lagern nur eines: die Einschätzung nämlich, dass ihre jeweiligen Gegner eine fundamentale Bedrohung der Gestaltbarkeit der Gesellschaft darstellten. 

Diese Wahrnehmung, so wird David Gugerli im Rahmen seines öffentlichen Vortrages zeigen, beruhte auf dem noch größeren Irrtum, dass technische und gesellschaftliche Entwicklungen unabhängig voneinander wahrgenommen, dargestellt und behandelt werden könnten. 

Zum Redner:
David Gugerli (Jahrgang 1961) studierte Allgemeine Geschichte, Literaturgeschichte und Literaturkritik an der Universität Zürich und war nach seiner Promotion 1987 Chercheur Invité am Maison des Sciences de l' Homme in Paris, Profesor Visitante am Colegio de México in Mexico City, Visiting Scholar an der Stanford University in Palo Alto, Visiting Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien, sowie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin (1993/94).
1995 habilitierte er sich an der Universität Zürich. Nach verschiedenen sozial- und kulturgeschichtlichen Publikationen veröffentlichte Gugerli 1996 eine Studie zur diskursiven Modellierung der Elektrifizierung der Schweiz. Sie wurde vom Verein Deutscher Ingenieure mit dem Rudolf-Kellermann-Preis für Technikgeschichte ausgezeichnet und erhielt den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zugesprochen. 1998 wurde ihm der Jubiläumspreis der Schweizerischen Akademie der Geisteswissenschaften verliehen.
1997 wurde Gugerli als Assistenzprofessor an die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) berufen und mit dem Aufbau der Technikgeschichte in Lehre und Forschung betraut. Im Mai 2001 ist er vom Rat der ETH zum ordentlichen Professor für Technikgeschichte gewählt worden. Gugerlis derzeitige Forschungsinteressen sind: Energie, Telekommunikation, Visualisierungstechnik, Technisierte Körper, Umwelt und Raum.

Der Vortrag ist öffentlich, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

KONTAKT

Leopoldina

Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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Fax 0345 47 239 - 809
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