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Pressemitteilung | Sonntag, 15. April 2001

Presseinformation 17/2001

Öffentliche naturwissenschaftliche Vorträge: "Risikofaktoren für die Entstehung des Grauen Stars", "Individuell angepasste Strahlentherapie bei Krebserkrankungen"

Termin:       Dienstag, 22. Mai 2001, 16.30 Uhr
Ort:             Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina
                   Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

  • Zu den Vorträgen:

Prof. Dr. Dietmar Gläßer, Halle (Saale): "Ungesättigte freie Fettsäuren: Risikofaktoren bei Diabetes mellitus, insbesondere für die Entstehung des Grauen Stars"

Das Sehen ist der wichtigste Sinn des Menschen und daher sollte alles getan werden, diesen Sinn zeitlebens zu erhalten. Doch können mit zunehmendem Alter beim Menschen Trübungen der Augenlinse (Grauer Star) auftreten, die diese Sinneswahrnehmung erheblich beeinträchtigen. Am bekanntesten sind die gehäuft und in jungen Jahren auftretenden Linsentrübungen bei Diabetikern. Bisher ging man davon aus, dass der Graue Star beim Diabetes mellitus allein durch den erhöhten Blutzucker verursacht wird. Dietmar Gläßer und Mitarbeiter konnten erstmals zeigen, dass bestimmte freie Fettsäuren, die beim Diabetiker ebenfalls erhöht sind, starke Schädigungen an kultivierten Linsenzellen bewirken. Im Vortrag wird gezeigt, wie es im Organismus durch freie Fettsäuren zur Schädigung der Augenlinse und anderer Organe kommt. Als Konsequenz dieser Ergebnisse sollte den freien Fettsäuren bei der Behandlung des Diabetes erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Prof. Dr. Friedrich Kamprad, Leipzig : "Tumorausdehnung und Tumorcharakterisierung – die Schlüssel für individualisierte Strahlentherapie"

Nicht jeder Tumor lässt sich durch eine Operation komplett entfernen. Im solchen Fällen ist die kombinierte Therapie mit Strahlen und/oder Chemotherapie die Methode der Wahl. Eine große Herausforderung der Strahlentherapie ist die größtmögliche Schonung des den Tumor umgebenden gesunden Gewebes. Voraussetzung dafür ist, seine Lage und Größe exakt zu kennen. Die individuell unterschiedliche Radiosensibilität der Tumoren und ihr Verhältnis zur Strahlensensibilität der umgebenden Gewebe entscheidet darüber, ob die Strahlenbehandlung für den Patienten erfolgversprechend ist. Friedrich Kamprad wird in seinem Vortrag die heutigen Möglichkeiten erläutern, durch verbesserte bildgebende Schnittbildverfahren und dem geometrisch präzisen Integrieren unterschiedlicher am Tumor erhobener Befunde diesen aufzufinden, gegenüber Nachbarstrukturen abzugrenzen und seine Größe zu bestimmen. Gleichzeitig werden Verfahren vorgestellt, die anhand des tumoralen Mikromilieus, des Stoffwechselverhaltens und genetischer Marker Rückschlüsse auf die jeweilige Radiosensibilität gestatten. Ziel ist eine dem Tumor angepasste individualisierte Strahlentherapie.
 

  • Zu den Referenten:

Dietmar Gläßer ist Humanmediziner. Bereits im Rahmen seiner Habilitation, die Ende 1968 an der Medizinischen Fakultät der Universität Halle erfolgte, beschäftigte er sich mit der Differenzierung von Zellen der Augenlinse. Diesem Thema blieb er während seines wissenschaftlichen Schaffens treu. 1984 erfolgte die Ernennung zum Dozenten, 1990 zum außerordentlichen Professor, 1992 zum ordentlichen Professor für Biochemie an der Universität Halle. Er ist Mitglied der Akademie Leopoldina und zahlreicher anderer wissenschaftlicher Gremien. Er war von 1991 – 1995 als Vertreter der Neuen Länder im Vorstand des DAAD tätig. Besondere Verdienste für die Universität Halle erwarb er sich nach der Wiedervereinigung als Prorektor, ein Amt das er von 1992 – 1994 inne hatte.

Friedrich Kamprad ist Humanmediziner und von Beginn seiner Beruftätigkeit an im Bereich der Strahlentherapie tätig. 1995 erfolgte die Berufung als ordentlichen Professor auf den Lehrstuhl für Strahlentherapie der Universität Leipzig. Er ist gleichzeitig Direktor der dortigen Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. Er ist Mitglied der Akademie Leopoldina und zahlreicher anderer nationaler und internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften. Er erhielt 1995 eine besondere Auszeichnung, den Krompecher-Preis der ungarischen Krebsgesellschaft.

  • Zur Akademie Leopoldina:

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle/Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland. Sie trägt durch die Jahresversammlungen, fachspezifische Meetings und Symposien, monatliche Vortragssitzungen und die vielfältigen persönlichen Kontakte der Mitglieder "zum Wohle des Menschen und der Natur" bei. Ihr gehören derzeit 1000 Mitglieder in aller Welt an. Zwei Drittel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Drittel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben.

Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident der Leopoldina ist seit 1990 der Biologe Prof. Dr. Benno Parthier (Halle/Saale). Vizepräsidenten sind derzeit der Psychologe Prof. Dr. Paul Baltes (Berlin), der Chemiker Prof. Dr. Gunter Fischer (Halle/Saale), der Virologe Prof. Dr. Volker ter Meulen (Würzburg) und der Chemiker Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker (München). Letzterer ist zugleich Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn. Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologin Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug. Die Leopoldina erhält ihre finanziellen Zuwendungen für die satzungsgemäßen Aufgaben zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt.

KONTAKT

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Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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