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Pressemitteilung | Montag, 2. Oktober 2000

Presseinformation 11/2000

Öffentliche naturwissenschaftliche Vorträge der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu den Themenkreisen: Neue Behandlungsansätze für Depressionen, Was die Naturwissenschaften von der Philosophie lernen können

  • Termin: Dienstag, 10. Oktober 2000, 16.30 Uhr
  • Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)
  •  Zu den Beiträgen:

Prof. Dr. Manfred Göthert, Bonn: "Regulation der Serotoninfreisetzung im Gehirn: Physiologische Mechanismen und pharmakologische Einflussmöglichkeiten"

Die normale Funktion des Gehirns setzt ein ausgewogenes Zusammenspiel von neuronalen Überträgerstoffen (Neurotransmittern) mit den für sie passenden Signalempfängern (Rezeptoren) voraus. Diese Interaktion führt zu einer Weiterleitung von Signalen im Gehirn aber auch zu Veränderungen innerhalb einzelner Nervenzellen. Für ein ausgewogenes Zusammenspiel spielt die Menge der freigesetzten Neurotransmittermoleküle eine ganz entscheidende Rolle. Manfred Göthert wird in seinem Beitrag Möglichkeiten beschreiben, die das Gehirn anwendet, um die Ausschüttung des Neurotransmitters Serotonin zu regulieren. Seine Arbeiten tragen entscheidend dazu bei, die Mechanismen zu verstehen, die zu Bluthochdruck und Depressionen führen können. Sie erlauben es, neue Substanzen und Behandlungsmöglichkeiten bei diesen Erkrankungen zu entdecken, die von industrieller Bedeutung sind.

Prof. Dr. Dr. Gerhard Vollmer, Braunschweig: "Warum haben wir keine Fragekultur? Faszination durch ungelöste Probleme"

Wissenschaft lebt von Problemen; insbesondere ist der wissenschaftliche Fortschritt auf die klare Formulierung ungelöster Probleme angewiesen. Dies wird allgemein anerkannt: Die richtigen Fragen zu stellen, gilt als eine bewundernswerte Kunst, und Problemsammlungen werden beachtet und gerühmt. Die Mathematik bietet dazu einige leuchtende Beispiele. Gerhard Vollmer wird in seinem Vortrag erläutern, dass wir von dieser Einsicht viel zu wenig Gebrauch machen. Nach seiner Auffassung werden Lehre und Forschung dieser Einsicht kaum gerecht; ungelöste Probleme zu formulieren, ist nicht üblich und auch nicht einfach. Dr. Vollmer wird aufzeigen, dass diese Situation geändert werden könnte, falls sich unsere Einstellung, nicht nur die gelösten, sondern auch die ungelösten Probleme zu beachten und zu würdigen, verändert. Hier liegt nach seiner Meinung eine wichtige gemeinsame Aufgabe für Wissenschaftler, Buchautoren, Journalisten, Didaktiker und Wissenschaftsphilosophen.

Zu den Referenten:

Dr. Manfred Göthert ist Mediziner mit Schwerpunkt Pharmakologie und Toxikologie, Mitglied der Leopoldina, der Polnischen Akademie der Künste und Wissenschaften, mehrerer internationaler Kommissionen sowie zahlreicher Fachgesellschaften und Herausgeber einiger internationaler Fachzeitschriften. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Neurowissenschaften. Dabei interessiert er sich vor allem für die Regulation der Freisetzung von Neurotransmittern. Seine praxisnahen Fragestellungen und Untersuchungsergebnisse haben wichtige Beiträge zur Behandlung von Depressionen ermöglicht.

Dr. Dr. Gerhard Vollmer ist Physiker und Philosoph und wurde in beiden Fächern promoviert. Er ist Professor für Philosophie an der Technischen Universität Braunschweig und Mitbegründer der Evolutionären Erkenntnistheorie. Seine Arbeitsgebiete sind Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie, Künstliche Intelligenz. Er ist Mitglied der Leopoldina und zahlreicher wissenschaftlicher Beiräte.

Zur Publikation der Vorträge:

Die Kurzbeiträge beider Vorträge werden im Jahrbuch 2000 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina veröffentlicht.

Zur Akademie Leopoldina:

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle/Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland. Sie trägt durch die Jahresversammlungen, fachspezifische Meetings und Symposien, monatliche Vortragssitzungen und die vielfältigen persönlichen Kontakte der Mitglieder "zum Wohle des Menschen und der Natur" bei. Ihr gehören derzeit 988 Mitglieder in aller Welt an. Zwei Drittel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Drittel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben.

Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident der Leopoldina ist seit 1990 der Biologe Prof. Dr. Benno Parthier (Halle/Saale). Vizepräsidenten sind derzeit der Psychologe Prof. Dr. Paul Baltes (Berlin), der Chemiker Prof. Dr. Gunter Fischer (Halle/Saale), der Virologe Prof. Dr. Volker ter Meulen (Würzburg) und der Chemiker Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker (München). Letzterer ist zugleich Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn. Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologin Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug.

 

KONTAKT

Leopoldina

Julia Klabuhn

Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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