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Forschung und Öffentlichkeit im Dialog

Kooperatives Handeln im Verbund von Akademien und naturwissenschaftlichen Vereinen (1870–1914)

Forschung und Öffentlichkeit im Dialog

85. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien, 1913. Foto: Arthur Floeck. Österr. Nationalbibliothek, Inv. 00126711.

Formen der Zusammenarbeit und Konkurrenz zwischen Akademien und (populär)wissenschaftlichen Vereinen sind bislang kaum erforscht. Betonten Akademien ihre Exklusivität, waren wissenschaftliche Vereine deutlich inklusiver organisiert. Von gemeinschaftlichen Unternehmungen, darunter Forschungsreisen, die Bearbeitung von Sammlungsobjekten oder die Nutzung von Vortragsräumlichkeiten, profitierten sowohl Akademien als auch Vereine. Das Projekt untersucht in einer vergleichenden Perspektive Kooperationen der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien mit anderen (populär)wissenschaftlichen Gesellschaften.

Kooperationen zwischen Forschung und Öffentlichkeit sind kein ausschließlich aktuelles, sondern ein historisches Phänomen. Das Ineinandergreifen beider Sphären führte im Deutschen Reich und der Habsburgermonarchie der Gründerzeit zu neuen Gemeinschaftsformen, urbanen Räumen und Praktiken im Umgang mit Wissen. Parallel zu staatlichen Forschungseinrichtungen entstanden insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jh. (populär)wissenschaftliche Gesellschaften, die als bürgerliche Kommunikationsplattformen gegründet wurden, aber bald als Forschungsträger agierten, eigene Publikationsreihen unterhielten und selbstständig oder im Verbund Forschungsreisen durchführten. Sie setzten auf das Zusammenwirken vieler und entwickelten hinsichtlich ihrer inhaltlichen Breite und der sozialen Herkunft der Mitglieder eine hohe Inklusivität. Akademien beruhten stattdessen zumeist auf dem Zusammenwirken eines exklusiven Kreises etablierter Forscher, förderten aber die Gründung (populär)wissenschaftlicher Gesellschaften, führten mit ihnen gemeinsame Projekte durch und bildeten strategische Allianzen.

Das Projekt zielt auf eine Analyse der Zusammenarbeit zwischen diesen beiden in- und exklusiven Formen der Wissenschaftsorganisation ab. Während sich die Wiener Akademie zunächst von wissenschaftspopulären Aktivitäten distanzierte und erst spät mit anderen Vereinen kooperierte, nahm die Leopoldina durch ihre „Sonderstellung“ (Vom Bruch/Gerstengarbe/Thiel 2016) in der deutschen Akademielandschaft um 1900 eine Mittlerfunktion ein und unterhielt engere Verbindungen zu Vereinen. Im Rahmen des Projekts wird die Korrespondenz der Leopoldina und der Wiener Akademie mit naturwissenschaftlichen Vereinen untersucht und quellenkritisch ausgewertet. Wichtig ist es, das Vorhaben durchzuführen, da Verbünde zwischen Berufs- und Laienforschern ein zentrales Element des Wissenschaftsgefüges in Zentraleuropa bildeten und einen wesentlichen Anteil an der Etablierung einer wissenschaftlich interessierten Öffentlichkeit hatten.

Projektleitung:

  • Dr. Johannes Mattes, Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Projektlaufzeit

seit 2021

KONTAKT

Leopoldina

Dr. Christiane Diehl

Wissenschaftliche Referentin mit Schwerpunkt „International Science Diplomacy Research“.

Tel. 0345 - 47 239 - 138
Fax
E-Mail christiane.diehl (at)leopoldina.org