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Karl Deisseroth mit Japan Prize 2023 ausgezeichnet

Karl Deisseroth mit Japan Prize 2023 ausgezeichnet

Prof. Dr. Karl Deisseroth

Der US-amerikanische Wissenschaftler Karl Deisseroth erhält gemeinsam mit seinem Kollegen Gero Miesenböck den Japan Prize für „Life Science“. Damit wird der Psychiater und Bioengineering-Professor am Institut für Psychiatrie und Verhaltensforschung der Stanford University für seine Forschungserfolge im Bereich Biowissenschaften geehrt. Gemeinsam mit Miesenböck gilt Karl Deisseroth als einer der Begründer der Optogenetik. Seit 2014 gehört er der Leopoldina in der Sektion Neurowissenschaften an.

Karl Deisseroth will mit seiner Forschung den neuronalen Netzwerken, die bei psychiatrischen Krankheiten gestört sind, auf die Spur kommen. Dafür nutzt er die von ihm mitbegründeten Methoden der Optogenetik – eine Mischung aus optischer Technologie und Genetik – und CLARITY (Clear Lipid-exchanged Anatomically Rigid/immunostaining-compatible Tissue hydrogel). Bei letzterer wird das Gehirn durch Einlegen in Hydrogel und die Herauslösung der Fette „transparent“ gemacht, wodurch Gewebe post mortem in seiner anatomischen Struktur untersucht werden kann. So konnte das vollständige Gehirn einer Maus mit allen Nervenverbindungen und zellulären Details durchsichtig gemacht werden. Die Methode ist auch für die Krebsforschung interessant. Bei der Optogenetik werden Proteine, die zum Beispiel in Grünalgen vorkommen und auf Licht reagieren (Kanalrhodopsine), mit Hilfe eines Virus in Nervenzellen eingebracht. Die Proteine verhalten sich wie ein Lichtschalter, wodurch sich Nervenzellen im Gehirn von außen steuern lassen. Deisseroth konnte seine Methode am lebenden Tier beweisen, wodurch Forscherinnen und Forscher erstmals über die Möglichkeit verfügten, Nervenzellen gezielt an- und auszuschalten.

Der US-Amerikaner Deisseroth studierte Biochemie an der Harvard University. Promoviert wurde er 1998 an der Stanford University (beide USA) in Neurowissenschaften sowie 2000 in Humanmedizin. In Stanford arbeitet er seit 2005 als Hochschullehrer für Bioengineering sowie für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften. Seit 2013 ist er zudem Professor am Karolinska Institutet in Stockholm/Schweden und seit 2014 Forscher am Howard Hughes Medical Institute in Maryland/USA. Karl Deisseroth hat für seine Forschungsleistungen eine Vielzahl an hochdotierten Auszeichnungen erhalten –  unter anderem 2013 den Brain Prize, 2017 den Else-Kröner-Fresenius-Preis für Medizinische Forschung, 2020 den Heineken-Preis für Medizin und 2021 den Lasker Basic Medical Research Award. Die US-Amerikanische Akademie der Wissenschaften NAS nahm ihn bereits 2012 als Mitglied auf.

Mit dem Japan Prize wird ihm gemeinsam mit Leopoldina-Mitglied Gero Miesenböck einer der renommiertesten Forschungspreise Asiens zuerkannt. Die Japan Prize Foundation würdigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die kreative und bahnbrechende Errungenschaften erzielt haben und damit zu großen Fortschritten in ihren Bereichen und für die gesamte Menschheit beitragen. An die Preisträgerinnen und Preisträger aus den Feldern „Life Science“ sowie „Electronics, Information and Communication“ werden jährlich insgesamt 50 Millionen Yen (ca. 490.000 Euro) ausgeschüttet.