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Nobelpreis für Chemie 2007
Wahljahr: | 1986 |
Sektion: | Chemie |
Stadt: | Berlin |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Oberflächenchemie und -physik, Katalyse
Gerhard Ertl ist Physiker und hat das Gebiet der Oberflächenchemie in Deutschland etabliert und geprägt. 2007 wurde er „für seine Studien von chemischen Verfahren auf festen Oberflächen“ mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Die Oberflächenchemie erklärt zum Beispiel, wie Eisen rostet oder wie Katalysatoren in Autos funktionieren. Das Nobelkomitee würdigte die Pionierleistung von Gerhard Ertl, der als einer der ersten erkannte, welches Potenzial in der Erforschung von Oberflächen steckt.
Der Forschungsschwerpunkt von Gerhard Ertl waren katalytische Verfahren. Bei der Katalyse beschleunigen bestimmte Metalle chemische Reaktionen – oder machen diese erst möglich. Es sind Prozesse, die sich an der Grenze zwischen Gasen und festen Oberflächen abspielen. Katalyse-Verfahren sind für die chemische Industrie extrem wichtig, vier von fünf chemischen Produkten durchlaufen bei ihrer Herstellung einen Katalysezyklus. Die Verfahren spielen aber auch in den Lebenswissenschaften und beim Klima- und Umweltschutz eine immer größere Rolle.
Gerhard Ertl erforschte katalytische Prozesse und setzte dafür immer wieder neueste Untersuchungsmethoden ein. So konnte er den wesentlichen Schritt des Haber-Bosch-Verfahrens aufklären. Dabei werden Stickstoff und Wasserstoff unter einem Eisenkatalysator in Ammoniak umgewandelt. Synthetischer Ammoniak ist der Ausgangsstoff für Kunstdünger und hat die moderne Mineraldüngerproduktion erst ermöglicht. Als Gas ist Ammoniak aber auch ein starkes Atemgift. Die Ammoniaksynthese haben Fritz Haber und Carl Bosch entdeckt, aber erst Gerhard Ertl konnte die Reaktion aufklären, die sich an der Oberfläche des Eisenoxid-Katalysators abspielt. In weiteren Arbeiten untersuchte er, wie Kohlenmonoxid auf Platin oxidiert – eine Reaktion, die in Autokatalysatoren zur Abgasreinigung genutzt wird.
2008 wurde ein Chemie-Gebäude der LMU München nach Gerhard Ertl benannt, 2012 wurde ihm zu Ehren auf dem Campus der TU Berlin das „Gerhard Ertl Center“ eröffnet, und die Deutsche Physikalische Gesellschaft verleiht seit 2009 den „Gerhard Ertl Young Investigator Award“.
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