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Foto: Claude Truong-Ngoc | Wikimedia Commons
Nobelpreis für Chemie 1987
Wahljahr: | 1985 |
Sektion: | Chemie |
Stadt: | Strasbourg |
Land: | Frankreich |
Forschungsschwerpunkte: Supramolekulare Chemie, Kryptanden, Käfigmoleküle, Ionen‐Einschluss, Selbstorganisation der Materie, adaptive Chemie, künstliche Photosynthese
Jean-Marie Lehn gehört zu den Pionieren der „supramolekularen Chemie“ und beschrieb zum ersten Mal die Stoffklasse der Kryptanden. Für die „Entwicklung und Verwendung von Molekülen mit strukturspezifischer Wirkung von hoher Selektivität“ wurde er 1987 gemeinsam mit den beiden US-amerikanischen Chemikern Donald Cram und Charles Pedersen mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Die Wissenschaftler haben wesentliche Erkenntnisse zum Transport von Ionen durch Zellmembranen geliefert.
Die supramolekulare Chemie erforscht die Selbstorganisation der Materie. Sie beschäftigt sich mit intermolekularen Bindungen und den neuen Eigenschaften, die sich durch diese Bindungen ergeben. Zwei oder mehr chemische Spezies ordnen sich durch intermolekulare Wechselwirkungen zu einem Supermolekül an. Natürlich vorkommende Moleküle können zum Beispiel in ihrem Innern Natrium- oder Kaliumionen aufnehmen und durch biologische Membranen schleusen. Der Ionen-Einschluss verleiht dem Molekül andere Eigenschaften. Die Forschungsrichtung wird auch Wirt-Gast-Chemie genannt, weil es um Molekülkonstruktionen geht, die als Wirte molekulare Gäste aufnehmen.
Die von Jean-Marie Lehn entwickelten Kryptanden, organische Käfigmoleküle, können zwei oder mehrere Ringe bilden und in diesen Hohlräumen Kationen einlagern. Die Komplexe sind in Wasser und polaren Lösungsmitteln leicht löslich, in unpolaren organischen Lösungsmitteln nahezu unlöslich. In der chemischen Industrie werden die Verbindungen als Transportvehikel und Ionenaustauscher genutzt.
In seiner weiteren Karriere erforschte Jean-Marie Lehn die Selbstorganisation und Selbsterkennung von molekularen Systemen im Grenzgebiet zwischen Chemie und Biologie sowie auch den Weg zu einer adaptiven Chemie. Er beschäftigte sich mit der künstlichen Photosynthese und der Umwandlung von Licht in chemische oder elektrische Energie bzw. der Speicherung von Solarenergie.
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