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Wahljahr: | 2007 |
Sektion: | Geowissenschaften |
Stadt: | Hamburg |
Land: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Klimawandel, Ozeanographie, Klima‐ und Ozeanmodelle
Jochem Marotzke ist ein deutscher Klimatologe und Meereskundler. Seine Hauptarbeitsgebiete sind großräumige Meeresströmungen und ihre Rolle im Klimageschehen, Ursachen abrupter Klimaveränderungen und möglicher Störungen der thermohalinen Zirkulation, dekadische Klimavorhersagen und die Entwicklung von Klima‐ und Ozeanmodellen. Sein Methodenspektrum umfasst Theorie, Modellierung und Beobachtungen und insbesondere die Synthese aller drei Zugänge. Seine Forschungsbeiträge zum Verständnis und zur Beschreibung der ozeanischen raum und zeitabhängigen thermohalinen Zirkulation sowie seine Ergebnisse in der Entwicklung von deren Modellierungsmöglichkeiten gelten als bahnbrechend.
1991 entwickelte Jochem Marotzke ein Konzept zur Stabilität der globalen ozeanischen thermohalinen Zirkulation, indem er die Existenz einiger stabiler Moden annahm und mögliche Vorhersagbarkeiten implizierte. Er beschrieb auf Grundlage dieser Annahmen verschiedene Schlüsselmechanismen der ozeanischen Zirkulation, wie die vertikale Vermischung, die Differenzierung des Ekmantransports und die Rolle der Umwälzbewegung in den tropischen und hohen Breiten. Für allgemeine Zirkulationsmodelle entwickelte Jochem Marotzke ein Vermischungsschema an Grenzflächen. Dieses erlaubt zwischen der nicht verschwindenden, vertikalen Vermischung in der Nähe von Seitenbegrenzungen und den Vermischungen in konvektiven Regionen zu unterscheiden. Das Schema wurde obligatorisch in ozeanischen allgemeinen Zirkulationsmodellen. Er formulierte zudem eine Theorie zur dreidimensionalen thermohalinen Umwälzbewegung, mit der Abhängigkeit der Stärke der Umwälzung von der geographischen Breite.
Seit dem Jahr 2000 untersuchen Jochem Marotzke und seine Mitarbeiter die dreidimensionale Dynamik der äquatorialen asymmetrischen thermohalinen Strömung einschließlich des Ekmantransports. Sie zeigten, dass ein sehr starker Transport über den Äquator stattfindet, der durch verstärkte Vermischung in der Hemisphäre mit niedrigerer Oberflächendichte verursacht wird. Des Weiteren initiierte, entwickelte und führte Marotzke das RAPID‐Projekt durch, um die atlantische Umwälzbewegung bei 26° nördlicher Breite zu beobachten.
Darüber hinaus beschäftigt sich seine Forschergruppe mit extremen klimatischen Verhältnissen der Erdgeschichte, wie der vermuteten globalen Vereisung im späten Präkambrium („Schneeball Erde“) oder dem Paläozän/Eozän‐Temperaturmaximum. Daraus versuchen Marotze und seine Mitarbeiter Schlüsse über die klimatische Zukunft der Erde, aber auch über andere Planeten zu ziehen.
In dem seit 2011 bestehenden nationalen Forschungsprojekt „MiKlip“ erheben Marotzke und seine Abteilung Klimaprognosen über einen Zeitraum von mehreren Jahren bis Jahrzehnten.
Sein Forschungsinteresse beinhaltet auch Elemente der Spieltheorie. Gemeinsam mit dem Evolutionsbiologen Manfred Milinski untersucht er in Experimenten, unter welchen Bedingungen Personen bereit sind, Geld in den Klimaschutz zu investieren.
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