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Nachricht | Dienstag, 22. Januar 2019

Leopoldina-Präsident Jörg Hacker zu Meldungen über die Geburt genetisch veränderter Kinder

Leopoldina-Präsident Jörg Hacker zu Meldungen über die Geburt genetisch veränderter Kinder

Grafik: Sisters of Design

Berichten der Süddeutschen Zeitung zufolge hat die chinesische Regierung bestätigt, dass dort nach künstlicher Befruchtung im Herbst 2018 zwei Kinder zur Welt gekommen sind, die von Forschern genetisch verändert wurden. Nach Angaben der Forscher wurden die Embryos mittels der Genschere CRISPR/Cas9 so manipuliert, dass die Kinder resistent gegen das HI-Virus sind.

Nach den ersten Meldungen zu den „CRISPR-Babys“ Ende November 2018 war bis jetzt unklar geblieben, ob diese Versuche tatsächlich stattgefunden haben. Prof. Dr. Jörg Hacker, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, sagte nun:

„Das Experiment, das die chinesische Regierung nun bestätigt hat, ist ein Weckruf für Politik und Gesellschaft. Mit der Erzeugung von genveränderten Menschen liegt damit der Beweis vor, dass Forscher tatsächlich rote Linien überschritten haben. Es wurden gesunde, lebensfähige Embryonen manipuliert und die Folgen für die resultierenden Individuen werden möglicherweise erst in Jahrzehnten zutage treten. Bevor es überhaupt zur Anwendung der Genschere in der menschlichen Keimbahn kommen darf, muss diese Technologie weiter intensiv erforscht werden, um Sicherheit und Transparenz zu gewährleisten.“

Hacker fügte mit Blick auf die Forschung hinzu: „Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat mehrfach betont, dass Eingriffe in die Keimbahn zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu verantworten sind. Diese Veränderungen werden vererbt und haben unvorhersehbare Auswirkungen über das Individuum hinaus. Eine Diskussion, die in verbindlichen Regeln für die Anwendung von Genscheren mündet, ist also dringlicher erforderlich als zuvor. Nicht nur im Sinne der betroffenen Kinder, an denen solche Eingriffe vorgenommen wurden, sondern im Sinne der gesamten Gesellschaft und der folgenden Generationen.“