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Nachricht | Dienstag, 22. September 2015

Medizinisch gut versorgt im hohen Alter

Akademien fordern evidenzbasierte Therapien für betagte Menschen

Medizinisch gut versorgt im hohen Alter

Grafik: Sisters of Design

Alte Patienten unterscheiden sich häufig körperlich, geistig und in ihren Lebensumständen von jüngeren Patienten. Insbesondere leiden sie oftmals an mehreren Erkrankungen gleichzeitig. Medizinisch versorgt werden sie jedoch meist mit Medikamenten und Therapien, die bei Patienten mittleren Alters mit einer einzelnen Erkrankung erprobt sind. Dies führt zu einer unangemessenen Versorgung, mitunter auch zu einer Gefährdung älterer Patienten. Darauf weisen die Leopoldina, acatech und die Akademienunion in der Stellungnahme „Medizinische Versorgung im Alter – Welche Evidenz brauchen wir?“ hin. Die Akademien zeigen darin Wege auf, wie eine bessere medizinische Versorgung alter Patienten erreicht werden kann.

Sehr alt zu werden ist in Deutschland keine Ausnahme mehr. Rund viereinhalb Millionen Menschen in Deutschland sind 80 Jahre alt und älter. Dies ist auch das Verdienst eines hohen medizinischen Standards. Für die älteste Gruppe von Patienten fehlt aber belastbares wissenschaftliches Wissen darüber, wie ältere Menschen mit Mehrfacherkrankungen optimal versorgt werden können. Die Akademien nennen in ihrer Stellungnahme drei Ansatzpunkte, um die Versorgung zu verbessern: Forschung, Versorgungspraxis sowie Aus- und Weiterbildung.

Im Bereich Forschung empfehlen die Akademien, auch alte Menschen, die an mehreren Krankheiten leiden, in Arzneimittelstudien einzubeziehen. Die Behandlungsziele Älterer sollten gezielt in den Blick genommen werden. Die Wechselwirkungen von parallel eingenommenen Medikamenten sollten intensiver erforscht werden. Als weiteres Forschungsthema nennt die Stellungnahme den Erhalt der Selbständigkeit durch technische Hilfsmittel, Wohnraumanpassung und Telemedizin.

Für die Versorgung empfehlen die Akademien unter anderem, Versorgungsmodelle gezielt für chronisch kranke und mehrfacherkrankte ältere Menschen zu entwickeln. Zudem wird Verbesserungsbedarf beim Überleitungsmanagement und dem Informationsfluss, zum Beispiel zwischen Krankenhäusern und Hausarztpraxen, gesehen. In Pflegeheimen sollten Gesundheitsdienstleister und Bewohner sich frühzeitig über Gesundheitsziele und die Gestaltung des letzten Lebensabschnittes verständigen.

In der Ausbildung und Weiterbildung befürworten die Akademien verpflichtende geriatrische Grundkenntnisse in allen medizinischen Fachdisziplinen und Gesundheitsberufen. Um evidenzbasierte Therapien und Versorgungskonzepte für ältere Patienten zu entwickeln, sollte zudem die Methodenausbildung verbessert und an der Weiterentwicklung von Studiendesigns gearbeitet werden.