Das volle Potenzial der intellektuellen und sozialen Leistungsfähigkeit eines Menschen kann nur durch die Verfügbarkeit optimaler Lernumwelten während der gesamten Entwicklung, die sich von der Geburt bis zum Tod erstreckt, ausgeschöpft werden. Zur gezielten funktionsorientierten Frühförderung von Kindern (insbesondere von solchen mit Migrationshintergrund oder aus sozioökonomisch schwachen Gesellschaftsbereichen) hat die Arbeitsgruppe evidenz-basierte Maßnahmen erarbeitet, die eine bessere Integration und das optimale Ausschöpfen der in der Gesellschaft vorhandenen Potenziale ermöglichen sollen.
In der öffentlichen Diskussion werden die Ursachen von Unterschieden in der intellektuellen und sozialen Entwicklung von Menschen meistens in einander ausschließenden Bedingungen gesehen: Persönlichkeit, Fähigkeiten und soziale Eigenschaften seien entweder durch Veranlagung (die genetische Ausstattung eines Menschen) oder durch Umweltfaktoren bedingt. Die Forschung der letzten fünfzig Jahre hat überzeugend gezeigt, dass diese Antithese falsch ist. Das Ergebnis der Entwicklung von Menschen ist immer die Folge einer kontinuierlichen Interaktion zwischen genetischen und umweltbedingten Faktoren.
Auffassungen über die Art und Weise, wie sich kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten entwickeln, haben eine unmittelbare Bedeutung für das Handeln der Politik. Aus den wissenschaftlichen Befunden ist abzuleiten, dass insbesondere die frühkindliche Förderung im Kindergarten und in den ersten Schuljahren die beste Grundlage für eine erfolgreiche Integration liefert (insbesondere für die Entwicklung der Sprache und der Fähigkeiten zur Selbststeuerung). Aber damit ist es nicht getan. Gezielte Fördermaßnahmen sind besonders wirksam, wenn sie zum optimalen Entwicklungszeitpunkt angeboten werden. Später korrigierende Maßnahmen sind nicht unwirksam, aber um ein Vielfaches aufwändiger und für die Gesellschaft teurer.
ML = Mitglied der Leopoldina
Was Hänschen nicht lernt Podiumsdiskussion zur Frühkindlichen Sozialisation, Hamburg, 3. Dezember 2014 (Aufzeichnung von DRadio Wissen, Sendung vom 11. Januar 2015)
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