Die Kommunikation komplexer wissenschaftlicher Erkenntnisse an Medien, Gesellschaft und Politik birgt vielfältige Herausforderungen. Insbesondere bei der Veröffentlichung von Erkenntnissen, die auf mögliche problematische Entwicklungen hinweisen oder sogar dringenden Handlungsbedarf erfordern, ist eine sachliche Debatte nicht selbstverständlich.
Die mediale Berichterstattung über Entwicklungen in der Forschung bzw. Erkenntnisse, die von großem öffentlichen (ggf. politischen und/oder wirtschaftlichen) Interesse sind, unterliegt spezifischen Randbedingungen (Konkurrenz um Aufmerksamkeit und deren ökonomische Bedeutung, sog. Nachrichtenwerte, die Vereinfachungen und Dramatisierung erzwingen).
Zugleich kommuniziert auch die Wissenschaft zunehmend strategisch mit dem Ziel, Legitimation in Gestalt öffentlicher Zustimmung zu erlangen. Dies führt zu Resonanzeffekten, die in konkreten Fällen eine unangemessene Verstärkung oder eine unangemessene Schwächung des Informationsgehalts bewirken. Sie können zu Reaktionen in der Öffentlichkeit (im weiteren Sinn die Zivilgesellschaft, die Kirchen, Verbände, Nichtregierungsorganisationen usw.), der Politik oder der Wirtschaft führen, die – aus der Sicht der Wissenschaft – der kommunizierten Information nicht entsprechen. Kurz gesagt: Die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Medien ist problematisch.
Dies sollte jedoch nicht der einen oder anderen Seite angelastet werden, sondern auf die strukturellen Bedingungen zurückgeführt werden, unter denen diese Kommunikation stattfindet.
Die Stellungnahme soll erstens das Verständnis für die unvermeidbaren strukturellen Barrieren und die aus ihnen resultierenden Kommunikationsprobleme wecken. Zweitens erkundet sie Möglichkeiten zu Verbesserungen der Kommunikation im Sinne eines Qualitätsmanagements. Außerdem formuliert sie Empfehlungen an Politik, Wissenschaft und Medien.
ML = Mitglied der Leopoldina
Kommission „Digitalisierte Gesellschaft”
Referent der Abteilung Wissenschaft – Politik – Gesellschaft
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