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Frank Glorius mit Otto-Bayer-Preis ausgezeichnet

Frank Glorius mit Otto-Bayer-Preis ausgezeichnet

Prof. Dr. Frank Glorius
Foto: Dr. Peter Dziemba | WWU Münster

Der Otto-Bayer-Preis für Chemie und Biochemie 2023 geht an Frank Glorius, Professor für Organische Chemie an der Westfälischen Wilhelms‐Universität (WWU) Münster. Die Bayer Foundation würdigt damit Glorius‘ bahnbrechende Entwicklung katalytischer Reaktionen für die organische Synthese, die insbesondere im medizinischen und landwirtschaftlichen Bereich Anwendung findet. Frank Glorius ist seit 2021 Mitglied der Leopoldina in der Sektion Chemie.

Mittels rationalem Design, intelligenten Screening-Strategien und Computermodellen entwirft Frank Glorius Moleküle mit nützlichen Funktionen, unter anderem für die Materialwissenschaften. Ziel ist es, die Herstellung von organischen Molekülen zu erleichtern. Diese können beispielsweise in der chemischen Industrie, Energieversorgung, Werkstoffkunde und Ernährung, im Pflanzenschutz sowie in der Entwicklung von Arzneimitteln, Duft- und Aromastoffen genutzt werden. Mit Blick auf die möglichst effiziente Gestaltung dieser Prozesse ist die Katalyse eine Schlüsseltechnologie – Glorius und sein Team richten ihr Augenmerk dabei auf die Forschungsgebiete C-H-Aktivierung, Photokatalyse, Aromatenhydrierung und Organokatalyse. Sie entwerfen zudem Moleküle, die in verschiedenen Bereichen eine gesuchte Funktion aufweisen, der Modifizierung von Oberflächen und Materialien dienen sowie für Anwendungen in Membranen und Batterien geeignet sind.

Frank Glorius studierte bis 1997 Chemie an der Leibniz Universität Hannover und an der Stanford University in Stanford/USA. 2000 wurde er an der Universität Basel/Schweiz promoviert. Nach einem einjährigen Aufenthalt als Postdoc an der Harvard Universität in Cambridge/USA wurde Glorius 2001 Leiter der Gruppe „Grundlagenforschung mit Fokus Katalyse, Metallorganische Chemie“ am Max‐Planck‐Institut (MPI) für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr. 2004 nahm er seine erste Professur für Organische Chemie an der Philipps‐Universität Marburg an, bevor er 2007 auf die gleiche Professur an die Westfälische Wilhelms‐Universität (WWU) Münster wechselte. Diese hat er bis heute inne. Parallel besetzt Frank Glorius eine Reihe weiterer Funktionen und Ämter. Seit 2020 ist er Sprecher und Initiator der Internationalen Graduiertenschule BACCARA – International Graduate School of Battery Chemistry, Characterization, Analysis, Recycling and Application der WWU Münster sowie Kuratoriumsmitglied des Fonds der Chemischen Industrie (FCI) in Frankfurt am Main. Seit 2014 gehört er zudem dem Auswahlausschuss der Alexander von Humboldt‐Stiftung an. Mit dem Otto-Bayer-Preis wird eine lange Liste an Auszeichnungen ergänzt, die Frank Glorius im Laufe seiner Karriere erhalten hat. 2013 wurde er mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz‐Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet, 2018 erhielt er einen Advanced Grant des European Research Council (ERC) und 2020 wurde er von der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie sowie der Deutschen Gesellschaft für Katalyse mit der Otto‐Roelen‐Medaille geehrt.

Mit dem Otto-Bayer-Preis zeichnet die Bayer Foundation seit 1984 weltweit führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Chemie und Biochemie aus, denen wegweisende Forschungserfolge gelungen sind, die für die Fortentwicklung des jeweiligen Forschungsbereichs entscheidend waren. Der mit 75.000 Euro dotierte Preis ging in der Vergangenheit bereits mehrfach an Leopoldina-Mitglieder, etwa die späteren Nobelpreisträgerinnen und -träger Benjamin List (2012) und Christiane Nüsslein-Volhard (1992) oder die Leopoldina-Präsidiumsmitglieder Robert Schlögl (1994) und Martin Quack (1991).